Die Zahl der neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus nimmt kontinuierlich zu - für die Experten des Bundes ein Grund zur Sorge. Die meisten Ansteckungen geschehen nach wie vor in der Schweiz und werden nicht aus dem Ausland importiert. Dennoch wurde die Liste der Risikoländer erneut erweitert.
Die steigenden Fallzahlen seien ein Grund zur Besorgnis, sagte Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitag vor den Bundeshausmedien. Letzte Woche gab es 1093 gemeldete Neuansteckungen bei 38'761 getesteten Personen. Zwar seien dies einige Fälle weniger als in der Vorwoche, jedoch mehr als noch eine Woche davor Ende Juli mit 822 gemeldeten Neuansteckungen bei 35'710 Getesteten, sagte Kuster.
Am stärksten stiegen die Neuansteckungen in den Kantonen Genf (277), Waadt (232) und Zürich (279). Unter den Neuinfizierten seien vor allem Reiserückkehrende, am meisten Ansteckungen gebe es jedoch immer noch in der Schweiz. Viele darunter passierten im familiären Umfeld und am Arbeitsplatz.
Dennoch hat die Schweiz gegen ein weiteres Land Einreisebeschränkungen verhängt: Das Staatssekretariat für Migration hat Marokko auf die Liste der Risikoländer gesetzt. Erst Mitte Juli war die Einschränkung für den nordafrikanischen Staat aufgehoben worden.
Unterschiedliche Ausgangslagen für Grossanlässe
Dagegen gebe es innerhalb der Schweiz keine Grenzen und keine roten Listen für Regionen, in denen die Zahl der Ansteckungen zunimmt, sagte Kuster. Wichtig sei, dass die Kantone Ansteckungsherde im Griff hätten. So habe der Kanton Genf etwa Nachtlokale geschlossen. Inzwischen habe sich die Zahl der Neuansteckungen dort stabilisiert.
Am Freitag wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) 268 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus in der Schweiz und in Liechtenstein gemeldet. Zudem meldete das BAG neun neue Hospitalisationen und einen weiteren Todesfall.
Trotz der steigenden Fallzahlen sind ab Oktober Grossanlässe mit mehr als tausend Menschen wieder erlaubt. Aber auch dann werde es Anlässe geben, die nur schwer durchführbar seien, sagte Kuster. Er erwähnte etwa "Volksfeste, an denen viel gegessen und getrunken wird".
Anders sei es beispielsweise bei einem Orientierungslauf im Wald mit 1200 Teilnehmenden. Solche gestaffelte Open-Air-Anlässe dürften laut Kuster keine Probleme haben, griffige Schutzkonzepte zu erarbeiten.
900 Einsprachen gegen Kurzarbeit-Bewilligungen
Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), informierte vor den Bundeshausmedien seinerseits über den Stand bei den Einsprachen des Bundes gegen Bewilligungen von Kurzarbeit. Insgesamt habe es fast 900 solcher Einsprachen gegeben, sagte Zürcher. Knapp die Hälfte davon wurden bisher behandelt.
Dabei wurden 201 Einsprachen durch die Kantone gutgeheissen, und die Bewilligungen wurden abgelehnt. In 43 Fällen zogen die Gesuchssteller die Anträge zurück, weil sie zur Einsicht gelangten, das Anrecht auf Kurzarbeit sei nicht gerechtfertigt. In 12 Fällen lehnten die kantonalen Behörden die Gesuche ab.
In vielen Fällen sei also der Anspruch auf Kurzarbeit nicht gegeben gewesen, betonte Zürcher. Die Aufsicht nehme die Aufgabe wahr, und die Wirksamkeit sei vorhanden.
(sda/tdr)