Die Schweizerische chemisch-pharmazeutische Industrie ist eine der wettbewerbsfähigsten der Welt. Bei der Digitalisierung gibt es jedoch noch erheblichen Aufholbedarf, wie der am Freitag auf einem Medienevent vorgestellte Global Industry Competitiveness Index des Beratungsinstituts BAK aufzeigte.

Im Index landete die chemisch-pharmazeutische Industrie der Schweiz weltweit auf dem zweiten Platz, gleichauf mit den USA. Nur Irland schnitt noch etwas besser ab. In allen Analysefeldern der Studie schaffte es die Schweiz unter die Top 3. Auf den ersten Blick ein erfreuliches Zeichen.

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Digitalisierung mit Aufholbedarf

Bei einem tiefgehenden Blick in die Zahlen zeigt sich jedoch, dass die Schweiz Bio-Chemie bei der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren droht, wie Stephan Mumenthaler, Direktor des Dachverbands der Chemie-, Pharma- und Life Science-Industrien Scienceindustries, sagte.

Der Verband hatte die Studie in Auftrag gegeben, um frühzeitig Handlungsfelder für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit identifizieren zu können.

Bei Aspekten wie der digitalen Durchdringung der Innovationstätigkeit (Rang 18) und der digitalen Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens (Rang 15) etwa landete die Schweiz nur im Mittelfeld. Die Top-Standorte wie San Francisco oder auch Israel schnitten bei diesen Aspekten bis zu drei Mal stärker ab als die Schweiz.

Die führenden Länder was die Digitalisierung anbelangt waren laut Studie die USA, Japan und Israel.

Ausland statt Schweiz

Damit die Schweiz ihre aktuelle Wettbewerbsfähigkeit behalten kann, müsse sie bei der Digitalisierung deutlich aufholen. "Die global tätigen Schweizer Unternehmen werden die Chancen der Digitalisierung auf jeden Fall nutzen. Die Frage ist nur, in welchem Land sie es tun", sagte Michael Grass, Geschäftsleitungsmitglied bei BAK Economics.

Unterstützt wurde diese Aussage auf dem Event auch von Christoph Franz, dem Verwaltungsratspräsidenten von Roche. Ein global tätiges Unternehmen wie Roche werde mit jedem Zustand in der Schweiz zurechtkommen. Es wäre jedoch bitter, wenn die Investitionen für digitale Technologien eher in die USA fliessen würden als in die Schweiz, wie es aktuell oft der Fall sei.

Es bestehe die Gefahr, dass zukunftsweisende Entwicklungen an der Schweiz vorbei gingen.

Gesundheitswesen als Negativbeispiel

Vor allem bei dem für die Pharma-Branche so wichtigen Gesundheitswesen gebe es eine "Digitalisierungswüste in der Schweiz", sagte Franz. Mit Ausnahmen von einigen Digitalisierungsinseln in der Forschung würde sich in der Schweiz auch wenig bewegen.

Vor allem fehle es an strukturierten Daten für die Forschung und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Franz plädierte daher für den Aufbau eines Daten-Ökosystems in der Schweiz, mit dem Firmen und Universitäten an anonymisierten Daten forschen könnten.

Besonders hart ging Franz mit dem geplanten Elektronischen Patientendossier (EPD) ins Gericht. Dieses sei schon vor seiner Einführung hoffnungslos veraltet. Franz sieht in ihm nicht mehr als eine PDF-Ablage.

Im Gegensatz dazu brauche es einen Ort, wo Daten strukturiert gesammelt werden könnten, um diese der Forschung zukommen zu lassen.

(awp/ske)