Die SIX könnte am Verlust der Börsenanerkennung durch die EU indirekt verdienen. Der Plan B des Bundesrats wirkt sich möglicherweise positiv auf das Betriebsergebnis und den Gewinn aus.
Er rechne mit einem Betrag im einstelligen Millionenbereich im zweiten Halbjahr, sagte Finanzchef Daniel Schmucki in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP anlässlich der Zahlen zum ersten Semester 2019.
Es sei vielleicht noch etwas früh, aber bislang seien hohe Volumina und ein hoher Marktanteil zu beobachten gewesen, sagte er mit Blick auf die Entwicklung an der Schweizer Börse. Und das werde sich widerspiegeln im Betriebsertrag der Gruppe, was quasi direkten Einfluss auf das Ergebnis habe.
Im Juli 2019 - dem ersten Monat seit dem Handelsverbot für Schweizer Aktien an EU-Handelsplätzen - stieg das Handelsvolumen an der SIX im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 138,1 Milliarden Franken. Im Vergleich zum Vormonat Juni waren es über ein Viertel mehr.
Schweizer Börse als Faustpfand
Die Schweizer Börse ist zwischen die Fronten der Schweiz und der EU um ein institutionelles Rahmenabkommen geraten. Die EU liess die Gleichwertigkeitsanerkennung der Schweizer Börse (so genannte Börsenäquivalenz) im Juni auslaufen. Diese braucht sie nur, wenn Schweizer Aktien regelmässig in der EU gehandelt werden.
Der Bundesrat konterte den Schritt von Brüssel mit der Bewilligungspflicht für ausländische Handelsplätze. Damit ist es Händlern in der EU verboten, Schweizer Aktien an den dortigen Börsen zu kaufen oder verkaufen. Sie müssen nun über die Schweizer Börse ihre Wertpapiere handeln.
Kauf einer EU-Börse
"Von vielen Optionen könnte es theoretisch eine sein", sagte Schmucki auf die Frage, ob es sinnvoll wäre, wegen der fehlenden EU-Äquivalenz die Zusammenarbeit mit einer anderen Börse in der EU zu prüfen. Allerdings nur, wenn sich die Situation im Zusammenhang mit dem Marktzugang zur EU verschlechtern würde. Dafür gebe es aber derzeit keine Hinweise.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte in der vergangenen Woche unter Berufung auf gut informierte Kreise geschrieben, dass die SIX den Kauf einer europäischen Börse erwäge, sollte sich der Verlust der EU-Börsenanerkennung länger hinziehen oder sich die Situation verschärfen. Mögliche Ziele seien die Wiener Börse oder die spanische Bolsas y Mercados Espanoles (BME).
Gerüchte würde er nicht kommentieren, sagte Schmucki. Und das übergeordnete Ziel sei nach wie vor die Anerkennung der Äquivalenz durch die EU. Ein Sprecher der SIX hatte die Spekulationen über den möglichen Kauf einer EU-Börse bereits am vergangenen Freitag dementiert. Es gebe "keinen Bedarf", um im Bereich der Börsen zuzukaufen, hiess es.