In der ersten Handelsstunde in New York stürzt die Tesla-Aktie ab. Aktuell beträgt der Kurs 752 Dollar, ein Minus von 15,4 Prozent.
Damit endet für den Moment der beispiellose und nahezu explosionsartige Kursanstieg der Aktie, wie er in den vergangenen zwei Tagen beobachtet worden ist. Seit Anfang Jahr hat sich der Kurs von Tesla in etwa verdoppelt, unter anderem deswegen, weil das chronisch für Verluste berüchtigte Unternehmen Ende Januar den insgesamt dritten Quartalsgewinn auswies.
Am gestrigen Dienstag schloss der Kurs bei 887 Dollar. Am Montag schnellten die Aktien um bis zu 20 Prozent nach oben, am Dienstag waren es weitere knapp 14 Prozent.
Die hohen Bewertungen rufen nach der Rally nach Gewinnmitnahmen. Tesla sei «überkaufter als Bitcoin», als die Kryptowährung Ende 2017 auf ihre Höchstkurse zusteuerte, sagte ein Analyst. Allerding scheint sich nun auch das um sich greifende Coronavirus in China langsam auf Tesla auszuwirken. Bisher war der Autohersteller an der Börse von dieser Unsicherheit verschont geblieben.
Ein hochrangiger Manager sagte, die für Anfang Februar geplante Auslieferung einiger in China gefertigten Fahrzeuge des Modell 3 würde sich wegen des Coronavirus verzögern. Zugleich kündigte er an, dass die Arbeit im Werk in Shanghai am 10. Februar wieder aufgenommen werden soll.
Analyst hat Fragen
Die bisherigen Zahlen zur Tesla-Aktien stellen indessen vieles in den Schatten. Allein am gestrigen Dienstag wurden Tesla-Aktien mit einem Volumen von etwa 55 Milliarden Dollar gehandelt. Das ist etwa fünf Mal dessen, was an Apple-Aktien über den Handelstisch ging. Laut den Analysten von Morgan Stanley übertrifft diese Summe auch den Umfang der durchschnittlichen Repo-Geschäfte dieses Jahres, welche die US-Notenbank Federal Reserve derzeit zur Stützung des Finanzsystems Nacht für Nacht in den Markt pumpt.
Morgan Stanley setzt das Kursziel von Tesla bei 360 Dollar. Die US-Grossbank bleibt kritisch zum Tesla-Höhenflug: «Viele Anleger haben Mühe, einen starken fundamentalen Grund zu finden, der den Kursanstieg unterstützt», sagte Analyst Adam Jonas. Er wisse jedenfalls keine Antwort auf die Fragen von Kunden, wer so viele Tesla-Aktien kaufe und wie weit der Anstieg noch gehen werde. «Die Leute stellen viel Fragen», liess Jonas in einem Kommentar wissen.
Der Kursanstieg der vergangenen Tage hat den Leerverkäufen allerdings kräftig eingeheizt. Für Steve Eisman - der Investor, der den Zusammenbruch des Subprime-Hypothekenmarkts vor dem Finanzcrash 2008 vorhergesagt hatte - ist der jüngste Anstieg der Aktien von Tesla unerklärlich.
Leerverkäufer erreicht Schmerzgrenze
Eisman, dessen Wetten gegen den Immobilienmarkt in Michael Lewis' 2010 erschienenem Buch «The Big Short» verewigt wurden, hat nach eigenen Angaben «kapituliert». Er sagte gegenüber Bloomberg Television, dass er eine Short-Position für Tesla geschlossen habe. «Jeder hat eine Schmerzgrenze», sagte Eisman. «Wenn sich eine Aktie von der Bewertung löst, weil sie bestimmte dynamische Wachstumsaspekte und kultähnliche Aspekte aufweist, muss man es einfach sein lassen.»
Der Senior Portfolio Manager bei der Neuberger Berman Group sagte, die Investmentfirma habe beim Autohersteller General Motors dazugekauft, was er als «bodenständigen Realismus» bezeichnete. Früher sei GM «ein mies geführtes Unternehmen mit einer schrecklichen Bilanz und schrecklichen Produkten» gewesen, sagte Eisman. «Heute hat es eine hervorragende Bilanz, ein sehr gutes Management und es ist nicht mehr in Europa.» Damit spielt Eisman wohl darauf an, dass GM die deutsche Marke Opel an den Peugeot-Konzern verkauft hat.
Saudi-Arabien trennt sich von Tesla-Engagement
Der Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien hat im vierten Quartal 2019 99,5 Prozent seiner Tesla-Aktien verkauft, wie aus Daten der US-Börsenaufsicht hervorgeht. Damit hat der Staatsfonds die Tesla-Rally seit Anfang 2020 verpasst.
Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch mit dem Titel «Der Kurs der Tesla-Akie fällt auf 750 Dollar».