Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den vergangenen Monaten so stark am Devisenmark interveniert, um den Franken zu schwächen, dass die USA die Schweiz nun als Währungsmanipulator einstufen könnten. Viele Beobachter schätzen aber, dass sich die USA mit dieser Bezeichnung zurückhalten werden.
Dennoch wird die Schweiz wahrscheinlich alle drei Kriterien erfüllen, wenn das US-Finanzministerium seinen Bericht über die Währungspraktiken seiner Handelspartner aktualisiert.
Spekulanten könnten Franken nach oben treiben
Obwohl eine solche Kennzeichnung nicht zu sofortigen Sanktionen führt, besteht für SNB-Präsident Thomas Jordan die Gefahr, dass Spekulanten seine Entschlossenheit zu intervenieren in Frage stellen und sie dazu veranlassen, die Währung nach oben zu treiben.
Von offizieller Schweizer Seite ist zu hören, dass die Bezeichnung als Manipulator durch die USA sie nicht davon abhält, bei Bedarf weiter einzugreifen.
Die USA könnten auch entscheiden, die Schweiz nicht auf die Liste zu setzen. Sprecher des US-Finanzministeriums und der SNB lehnten einen Kommentar ab.
Der halbjährliche Bericht des US-Finanzministeriums steht seit Oktober aus. Es wird aber erwartet, dass der scheidende Finanzminister Steven Mnuchin seinen Abschlussbericht vor dem Amtsantritt des designierten Präsidenten Joe Biden am 20. Januar veröffentlichen wird.
- «Die Schweiz hat nicht weniger Priorität als die EU» (Abo)
- «Ein Freihandelsdeal Schweiz-USA ist noch nicht gescheitert» (Abo)
- UBS: Die Schweiz kann für die USA zum Währungsmanipulator werden
Die Schweiz ist bereits eines von mehreren Ländern auf der «Überwachungsliste» des Finanzministeriums. Die SNB versucht seit Jahren, die Aufwertung des Frankens einzudämmen – seit Ausbruch der Corona-Pandemie besonders massiv.
In sechs Monaten Devisen für 90 Milliarden Franken gekauft
Im ersten Halbjahr 2020 kaufte sie Devisen für 90 Milliarden Franken; das entspricht 12 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz.
Die Nationalbank hat versucht, auf die Forderungen der USA nach mehr Transparenz zu reagieren, indem sie seit Kurzem regelmässiger Daten über die Deviseninterventionen veröffentlicht. Das Argument hinter den Interventionen lautet: Neben den negativen Zinssätzen versuche die SNB damit deflationäre Risiken zu bekämpfen und nicht der Währung Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
(bloomberg/mlo)