Nach dem schwersten Konjunktureinbruch der jüngeren Geschichte im zweiten Quartal meldet sich die US-Wirtschaft mit einem Rekordwachstum zurück: Von Juli bis September stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) trotz der Corona-Krise im Vergleich zum vorigen Vierteljahr um 7,4 Prozent, wie die US-Regierung am Donnerstag erklärte. Die Wirtschaftsleistung liege in absoluten Zahlen aber weiterhin 3,5 Prozent unter jener des vierten Quartals 2019, also dem letzten Vierteljahr vor der Pandemie.

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Erwartungen erfüllt

Nach der in den USA üblichen Betrachtungsweise stieg das BIP im dritten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 33,1 Prozent, so stark wie noch nie. Bei grossen Ausschlägen gilt der Quartalsvergleich, also ein Wachstum von 7,4 Prozent, aber als aussagekräftiger.

Analysten hatten für die weltgrösste Volkswirtschaft vorab mit einem Wachstum dieser Grössenordnung gerechnet. Das Wachstum, gestützt vor allem vom privaten Konsum, zeigt die Erholung der Wirtschaft nach dem Pandemie-Lockdown im zweiten Quartal. Analysten rechnen für das dritte Quartal auch in Europa mit starkem Wachstum.

Pandemie auf Vormarsch

Die Coronavirus-Pandemie ist jedoch auch in den USA wieder auf dem Vormarsch. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen stieg zuletzt im Schnitt wieder auf gut 70'000, am Mittwoch waren es schon 79'000. Erste Städte haben bereits neue Corona-Auflagen erlassen. Der Analyst Paul Ashworth von Capital Economics warnte daher, dass das Wachstum im vierten Quartal wieder schwächer ausfallen dürfte. Er rechnet mit einer Zunahme von 4,5 Prozent für die Monate Oktober bis Dezember.

Die Bekanntgabe der Daten wenige Tage vor der US-Wahl dürfte sofort zum Politikum werden: Präsident Donald Trump, der sich am Dienstag um eine zweite Amtszeit bewirbt, hatte seinen Anhängern im Wahlkampf bereits ein Rekordwachstum versprochen. Trump liegt in Umfragen derzeit hinter seinem Herausforderer Joe Biden. Trump dürfte die Wachstumsdaten nun als Beweis dafür anführen, dass er die Wirtschaft gut durch die Corona-Krise gebracht habe.

Die Notenbank Federal Reserve (Fed) warnt jedoch, dass die Entwicklung der Wirtschaft inzwischen vom Virus abhängig sei. Die Fed erwartet für das Jahr 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent - was einer schweren Rezession entspricht.

Etwas weniger Anträge auf Arbeitslosenhilfe

Im ersten Quartal war das BIP infolge der Pandemie auf das Jahr hochgerechnet um 31,4 Prozent eingebrochen, was einem Minus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal entsprach. Das war der schärfste Wirtschaftseinbruch seit Beginn der Aufzeichnungen.

Auch der Arbeitsmarkt war brutal eingebrochen. Die Arbeitslosenquote schnellte im April auf fast 15 Prozent, den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis September sank sie wieder auf 7,9 Prozent. Vor der Pandemie hatte die Quote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Wegen der Corona-Krise stellten in der Woche bis 24. Oktober rund 751 000 Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, rund 40 000 weniger als in der Vorwoche, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Neuanträge spiegeln die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts wider. Unmittelbar vor der Corona-Pandemie hatte die Zahl meist bei rund 200'000 pro Woche gelegen.

(awp/tdr)