Für das trübe Sentiment an den Aktienmärkten ist insbesondere Fed-Chef Jerome Powell verantwortlich. Er hatte am jährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole ein entschiedenes Vorgehen gegen die Inflation in Aussicht gestellt und dabei auch eingeräumt, dass die straffe Geldpolitik auch "einige Schmerzen für Haushalte und Unternehmen" bedeuten könne.
Die US-Aktien haben in der Folge auch nach Börsenschluss in Europa weiter markant nachgegeben. Unter dem Strich büssten der Dow Jones und der S&P 500 am Freitag über 3 Prozent ein, die Techaktien an der Nasdaq gar über 4 Prozent.
Die "kristallklare Botschaft" von Powell, die Inflation in aller Konsequenz zu bekämpfen, habe an den weltweiten Aktienmärkten eine Verwüstung angerichtet, heisst es etwa in einem Kommentar von Swissquote. Die Tage, an denen die Märkte auf Unterstützung seitens des Fed-Chefs für die Aktienkurse hoffen konnten, seien vorbei. Und die Credit Suisse sieht sich in ihrer Annahme bestätigt, dass die US-Notenbank wohl kaum bereits 2023 zu Zinssenkungen zurückkehren könne. Die Volatilität dürfte entsprechend in naher Zukunft hoch bleiben.
Das Fed hatte seinen Leitzins an der jüngsten Sitzung im Juli um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent angehoben und weitere Erhöhungen im laufenden Jahr in Aussicht gestellt. Es war die vierte Erhöhung des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie - und der zweite Anstieg in Folge um 0,75 Prozentpunkte.
Wenig Aufwärtspotential für Aktien
Laut der Zürcher Kantonalbank hat die Rede von Powell klargemacht, dass sich die Finanzmärkte auf eine längere Phase mit einer restriktiven Geldpolitik einstellen müssen. Die prognostizierte rezessive Entwicklung in Europa, Australien und einigen Schwellenländern sowie die Stagnation der US-Wirtschaft liessen zudem kein nachhaltiges Aufwärtspotential für die Aktien erkennen.
Der SMI notiert um 9.40 Uhr 0,43 Prozent tiefer bei 10'895,05 Punkten. Unter 10'900 Punkten befand er sich zum letzten Mal Mitte Juli, das Jahrestief von 10'349,65 wurde im Juni markiert. In Europa gibt der deutsche Leitindex DAX 1 Prozent nach und der französische CAC 40 noch etwas mehr. In London sind die Börsen wegen eines Feiertags geschlossen.
Unter den Aussagen Powells leiden insbesondere Techaktien oder sonstige konjunktursensitive Papiere. Am meisten unter Druck stehen im frühen Geschäft Straumann (-2,5%) und Sonova (-2,4%), gefolgt von Schindler (-1,7%) oder VAT (-1,6%).
Wie so oft in nervösen Börsenzeiten halten sich die defensiven Aktien teils besser als der Durchschnitt. Novartis (+0,4%) und Swisscom (unv.) schneiden klar besser ab al der Gesamtmarkt. Mithalten können da nur Julius Bär (+0,2%) als zweiter Gewinner.
An den Devisenmärkten hat der Schweizer Franken zum US-Dollar nachgegeben. Derzeit wird der Dollar zu 0,9690 gehandelt, am Morgen wurden auch schon mehr als 97 Rappen verlangt. Vor dem Wochenende notierte die US-Valuta noch deutlich tiefer. Der Euro fällt bei 0,9634 Franken weniger auf.