Wie muss es sich anfühlen, wenn man bereits zum dritten Mal der CEO derselben Firma wird? Howard Schultz weiss es seit heute, Montag, 4. April: Nachdem am letzten Mittwoch Kevin Johnson, der seit fünf Jahren als CEO des Kaffeeriesen Starbucks fungierte, überraschend seinen Rücktritt angekündigt hat, ersetzt ihn Schultz nun ad interim.
Unzufriedene Baristas, schwieriges Geschäft
Über die Gründe von Johnsons Rücktritt lässt sich spekulieren. Klar ist aber, dass Starbucks von verschiedenen Seiten unter Druck steht: Da sind einerseits die Baristas, die sich über die Arbeitsbedingungen und den Leistungsdruck beklagen – weil der Umsatz wegen der Pandemie seit zehn Jahren erstmals wieder gesunken ist.
Auch die Aktien sanken im vergangenen Pandemiejahr und verzeichnen zurzeit ein Minus von rund 16 Prozent. Zusätzlich prognostizierte das Unternehmen im Februar einen tieferen Gewinn wegen Kostensteigerungen und höherer Mitarbeitendenausgaben für das laufende Jahr. Die Inflation mit steigenden Einkaufspreisen verschärft dabei die Situation.
Von der Kaffeebohne zum Giganten
Nun soll Howard Schultz, der langjährige Kaffeeexperte, dem Unternehmen temporär unter die Arme greifen. Der heute 68-jährige Schultz stiess 1982 zu Starbucks. Damals bestand das Unternehmen aus vier Filialen, doch unter Schultz wandelte sich das kleine Unternehmen zum weltweiten Giganten. Bereits 1991 eröffnete es die hundertste Filliale, ein Jahr darauf folgte der grosse Schritt an die Börse. Danach dauerte es nur vier Jahre, bis die Expansion ins Ausland folgte.
Heute zählt Starbucks stolze 32’000 Filialen in 80 Ländern. Das Unternehmen ist nach Subway und McDonald’s die drittgrösste Fast-Food-Marke der Welt und bekannt für seine kreativen Angebote, die nicht mehr zwingend an die Kaffeewelt erinnern: Pumpkin Spice Latte, Caramel Frappuccino, Mango Dragonfruit Refresher oder Iced Brown Sugar Oatmilk Shaken Espresso.
Die Odyssee von Howard Schultz
Ein erstes Ausruhen von der operativen Seite folgte für Schultz, als er 2000 in den Verwaltungsrat wechselte. 2008 jedoch strauchelte das Unternehmen finanziell, sodass er als CEO zurückkam. Der erfahrene Manager schloss unrentable Filialen und ersetzte das Führungsteam mit bekannten Gesichtern. Erst 2017 wechselte Schultz wieder in den Verwaltungsrat, ein Jahr später verabschiedete er sich dann augenscheinlich endgültig vom Unternehmen.
Bis heute – denn jetzt ist Schultz wieder im Amt. Offiziell dauert die Übergangsphase bis im September, da bis dann ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden sein soll. Doch die langen Amtszeiten Schultz’ legen die Vermutung nahe, dass eine weitere mehrjährige Tätigkeit folgen könnte.
Rückkehr auf den Chefsessel in der Schweiz
So wie Schultz erging es auch anderen Konzernchefs. Jens Alder kehrte 2020 ad interim für sechs Monate zu Alpiq zurück, als der damalige CEO André Schnidrig an Krebs erkrankte.
Der ehemalige Chef von Schweiz Tourismus Jürg Schmid versuchte sich für kurze Zeit bei den SBB, doch entschied er sich nach wenigen Wochen wieder für das Tourismusgeschäft. Noch heute im Amt ist Markus Nägeli: Der Canon Schweiz stand er von 2007 bis 2015 als CEO vor und leitet das Unternehmen erneut seit 2018.