Die über Nordamerika abgeschossenen Flugobjekte stehen nach Angaben der US-Regierung nicht in Zusammenhang mit Ausserirdischen. Zu dieser Klarstellung fühlte sich das Weisse Haus in Washington am Montag (Ortszeit) veranlasst. «Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder ausserirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen», sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre. Zuvor hatte es gerade in sozialen Medien Spekulationen über die Herkunft der Flugkörper gegeben, darunter auch, ob es sich dabei vielleicht um eine Invasion von Ausserirdischen handeln könnte.
Was sich hinter den abgeschossenen Gerätschaften allerdings tatsächlich verbirgt, wisse man immer noch nicht, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die Bergung der Trümmer gestalte sich wegen des Terrains weiterhin sehr schwierig. Eines der Objekte sei vor Alaska auf Meereis gekracht, ein anderes liege am Grunde eines Sees, hiess es.
Kleinen metallischen Ballon über Kanada abgeschossen
Mehr Erfolg hatte die US-Marine jedoch inzwischen bei der Bergung des chinesischen Überwachungsballons, der am 4. Februar vor der US-Atlantikküste abgeschossen worden war. Suchtrupps sei es gelungen, eine rund zehn Meter hohe Antennenvorrichtung vom Meeresgrund an die Oberfläche zu holen, berichtete der Sender CBS am Montagabend. Die Überreste würden zur Untersuchung in ein FBI-Labor gebracht, hiess es.
Seit Freitag hatte das US-Militär im nordamerikanischen Luftraum die drei anderen, bisher unidentifizierten Flugobjekte abgeschossen. Eines über Alaska, eines über Kanada und eines über dem Huronsee, der zu den Grossen Seen im Norden der USA an der Grenze zu Kanada gehört. Bisher gibt es wenig belastbare Informationen, um was es sich bei den Flugkörpern handeln könnte oder wozu sie dienten. Das Objekt, das am Samstag über Kanada abgeschossen wurde, sei ein kleiner metallischer Ballon gewesen, an den eine Fracht gebunden gewesen sei, berichtete der Sender CNN am Montagabend (Ortszeit) unter Berufung auf ein internes Pentagon-Memo.
Radareinstellungen verfeinert
Anfang Februar hatte das Eindringen eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons in den US-Luftraum für Aufregung gesorgt. Wenige Tage nach seinem Auftauchen schoss die US-Luftwaffe das Gefährt dann über dem Atlantik vor der Küste des Bundesstaates South Carolina ab. Seitdem schaue man ganz genau hin, sagte Kirby auf die Frage, warum denn auf einmal so viele fliegende Objekte von US-Kampfjets vom Himmel geholt würden. «Wir sehen mehr, weil wir mehr suchen», erklärte Kirby. Man habe die Radareinstellungen verfeinert und suche nun konkret nach kleineren Objekten, die sich langsamer bewegten - so wie eben Ballons. Solche Objekte seien schwerer zu lokalisieren.
Kirby sagte, die kleinen Objekte würden «aus reiner Vorsicht» mit Raketen abgeschossen. Die Gefährte hätten aufgrund ihrer Flughöhe - viel niedriger als der chinesische Ballon - eine mögliche Gefahr für den zivilen Luftverkehr dargestellt. Jetzt sei man darauf fokussiert, die Trümmer zu bergen, um herauszufinden, was es mit den Objekten auf sich habe. Nur eines sei schon klar, beruhigte Kirby: Die Flugkörper hätten keine Bedrohung dargestellt. Man habe untersucht, ob die Objekte eine Gefahr für Menschen am Boden darstellten und ob sie Signale aussendeten. «Das taten sie nicht», sagte Kirby. Auch seien sie - anders als der chinesischen Ballon - nicht manövrierfähig gewesen, sondern seien allein vom Wind angetrieben worden.
Forschung oder Spionage?
Ebenfalls anders als bei dem chinesischen Ballon, bei dem sich die Regierung sicher scheint, dass er zu Spionagezwecken unterwegs war, könnten die anderen Objekte auch harmlosere Ziele verfolgt haben. «Wir wissen, dass Länder, Firmen und Forschungsinstitute Objekte in solchen Höhen betreiben», zum Beispiel zu Zwecken der Wissenschaft, sagte Kirby.
Das Weisse Haus steht dennoch unter Druck. Gerade Republikaner fordern mehr Informationen zu den abgeschossenen Flugobjekten. «Die Menschen sind verängstigt und glauben verrückte Dinge, die im Internet stehen», tweete die rechte Republikanerin Marjorie Taylor Greene, die in der Vergangenheit selbst Verschwörungstheorien anhing. Es handle sich nicht um Ausserirdische, stellte sie immerhin klar, aber es mangele an Transparenz.
Bürger müssen sich gedulden
Wenigstens Kongressabgeordneten und den Regierungen der betroffenen Bundesstaaten werde man in den kommenden Tagen weitere Informationen zu den Abschüssen an die Hand geben, versprach Kirby. Vieles davon dürfte sich aber vorerst einmal hinter verschlossenen Türen abspielen. Die US-Bürger müssen sich wohl noch etwas gedulden, bis sie erfahren, was im Himmel über ihren Köpfen so alles herumfliegt.
(sda/gku)