Der Sportartikelkonzern Adidas muss seine Gewinn- und Umsatzerwartungen zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten deutlich zurückschrauben. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft werde in diesem Jahr nur noch bei 500 Millionen Euro liegen, teilte die Nummer zwei auf dem Weltmarkt am Donnerstagabend in Herzogenaurach mit. Das wäre ein Rückgang um zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr (1,49 Milliarden). Bis zur Jahresmitte hatte Adidas noch auf einen Gewinnanstieg auf 1,8 Milliarden gehofft, danach immerhin noch auf 1,3 Milliarden. Die Adidas-Aktie brach im Späthandel am Donnerstag um 4,3 Prozent auf 110,68 Euro ein.
Nun will der scheidende Vorstandschef Kasper Rorsted mit einem Kostensenkungsprogramm gegensteuern. «Die verschiedenen Initiativen, die im vierten Quartal 2022 zu Einmalaufwendungen von rund 50 Millionen Euro führen werden, sollen im Jahr 2023 Kostennachteile von bis zu 500 Millionen Euro kompensieren», erklärte Adidas. Der Gewinn soll dadurch um 200 Millionen Euro höher ausfallen. Gespart werden müsse in allen Bereichen, sagte ein Sprecher. Bei Adidas gilt derzeit ein Einstellungsstopp.
Der schwache Euro belastet das Unternehmen, weil in der Sportbranche in Dollar eingekauft wird, ebenso die steigenden Lieferkosten. Dazu kommen der teure Rückzug aus Russland und die Beilegung eines Patentstreits mit Nike um Sportschuhe. Diese und andere Sondereffekte summieren sich bis zum Jahresende auf eine halbe Milliarde Euro. Rund 300 Millionen davon wurden schon im dritten Quartal verbucht, in dem der Gewinn im fortgeführten Geschäft entsprechend auf 179 (2021: 479) Millionen Euro schrumpfte. Der Umsatz legte währungsbereinigt nur noch um vier Prozent auf 6,41 Milliarden Euro zu.
Deshalb korrigierte Adidas auch die Wachstumserwartungen für das laufende Jahr: Statt bis zu neun Prozent seien nur noch rund fünf Prozent Zuwachs drin. Und selbst um das zu schaffen, muss das Geschäft im vierten Quartal um mindestens zehn Prozent anziehen. Adidas setzt dabei auf die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar. Im Frühjahr hatte Rorsted noch auf bis zu 13 Prozent mehr Umsatz gehofft. Der Däne hatte im August überraschend seinen Rückzug für das kommende Jahr angekündigt. Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung des lukrativen Geschäfts in China wurden aber auch im dritten Quartal enttäuscht, nachdem es immer wieder Corona-Lockdowns gibt. Der Umsatz dort brach um einen deutlich zweistelligen Prozentsatz ein.
Dazu kommen Rabattaktionen in westlichen Ländern, um die Lager zu räumen. Der Lagerbestand sei bis Ende September um 63 Prozent gestiegen, weil die Nachfrage nachlasse. Diese erhöhten Vorräte werden voraussichtlich zu verstärkten verkaufsfördernden Aktionen während des restlichen Jahres führen, warnte Adidas. Nike hatte schon Ende September Preisnachlässe angekündigt, die die Konkurrenz in Zugzwang brachten.
(reuters/ink)