Der Arbeitsmarkt in den USA schwächt sich ab. Es ist zwar nicht damit zu rechnen, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner deswegen deutlich weniger konsumieren werden und eine Rezession droht. Dennoch besteht das Risiko, dass die Weltwirtschaft in den nächsten Quartalen weniger stark wächst als allgemein erwartet. Deshalb könnten die Unternehmensgewinne bei einigen Firmen schlechter ausfallen als erhofft.
Immobilienaktien als Stabilisatoren
In diesem Umfeld sind defensive Aktien, welche Stabilität ins Portfolio bringen, interessant. Zum Beispiel Immobilienunternehmen wie Swiss Prime Site oder PSP: Sie erwirtschaften stabile Gewinne, auch wenn sich die Konjunktur schwächer entwickelt. Weil die Schweizer Zinsen deutlich gesunken sind, können sie sich günstiger refinanzieren, und die Bewertung ihrer Immobilienportfolios wird gestützt. Bei Swiss Prime Site kommt hinzu, dass der Konzern aus unprofitablen Aktivitäten aussteigt und auf die Vermietung und das Immobilienassetmanagement fokussiert. Dadurch weckt die Aktie verstärkt Interesse bei Investorinnen und Investoren.
Beat Pfiffner, CFA, ist stellvertretender Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB).
BKW: Sehr nützlich zur Diversifikation
Auch die Versorgerin BKW ist attraktiv. Die Gewinne sind wenig vom Konjunkturzyklus abhängig. Zudem steigt der Strombedarf wegen der Energiewende an, beispielsweise für Elektroautos und Wärmepumpen. Gleichzeitig verläuft der Ausbau der Stromproduktion und der Übertragungsnetze schleppend. Diese Kombination dürfte die Strompreise stützen – zum Vorteil der BKW. Aus Diversifikationssicht besonders interessant: Die BKW ist eine der wenigen Schweizer Aktien, welche je nach Umständen sogar profitieren kann, wenn die Energieversorgung gestört ist.
Ebenfalls vielversprechend ist Lonza. Denn die Nachfrage nach Wirkstoffen für Medikamente ist kaum konjunkturabhängig. Und die Pharma- und Biotech-Industrie lagert ihre Produktion verstärkt an Auftragshersteller wie Lonza aus. Zwar schwankt die Aktie recht stark, doch dafür ist auch das Kurspotenzial überdurchschnittlich: Die erweiterten Produktionsanlagen von Lonza sind gut gebucht, sodass der Gewinn in den nächsten Jahren stark wachsen wird.
Nicht überreagieren
Es wäre nun aber falsch, das Portfolio wegen gewisser Konjunkturrisiken komplett umzustellen. Temporäre Schwächen gehören zum Wirtschaftszyklus und werden immer wieder abgelöst von starken Phasen. Für einen grösseren Abschwung gibt es derzeit wenige Anzeichen. Deshalb gehören weiterhin auch zyklische Aktien mit guten längerfristigen Aussichten ins Depot.
Ein Beispiel dafür ist Richemont. Der Luxusgüterhersteller profitiert dank erstklassigen Marken wie Cartier, Montblanc oder Baume & Mercier vom Trend zum Markenschmuck. Dadurch wächst der Gewinn mittelfristig überdurchschnittlich. Hohe Margen und eine Bilanz ohne Nettoschulden machen Richemont robust in Zeiten flauer Nachfrage. All dies rechtfertigt eine höhere Bewertung – der Kurs hat Aufwärtspotenzial.
Infrastrukturprogramme helfen
Ebenfalls interessant bleibt Holcim. Im wichtigen US-Markt wird die Nachfrage gestützt von grossen staatlichen Infrastrukturprogrammen, die noch mehr als sieben Jahre laufen. Das kompensiert die aktuell schwächere Entwicklung im Wohnbau. Dem Unternehmen gelingt es, den Druck zur CO2-Reduktion als Chance zu nutzen. Beispielsweise hat Holcims CO2-reduzierter Zement höhere Gewinnmargen als herkömmliche Sorten. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,6 für nächstes Jahr ist die Aktie günstig bewertet.
Vorsicht ist bei konjunkturabhängigen Unternehmen geboten, zumal bei denen, die bereits mit Problemen oder einer schwachen Bilanz kämpfen. Solche Firmen würden geschwächt in eine allfällige Wirtschaftsflaute eintreten. Darum könnten grosse Kapitalerhöhungen nötig sein. Die Gewinne und Dividenden würden dadurch stark verwässert, sodass die Altaktionäre nur noch sehr eingeschränkt von einer nachfolgenden Erholung profitieren. Deshalb ist jetzt nicht die richtige Zeit für hohe Risiken. Mit Qualitätsaktien und einer sinnvollen Diversifikation hingegen kann man auch in unruhigen Zeiten gut schlafen – und später voll am Aufschwung teilhaben.
Dieser Beitrag ist erstmals erschienen am 12.09.24 im HZ Banking Print-Special Asset Management.