Das vergangene Jahrzehnt war eine Zeit der Konsolidierung in der Assetmanagementbranche, die vor allem von technologischen Innovationen, regulatorischen Veränderungen und den globalen Finanzmärkten vorangetrieben wurde. Die Folgen sind vielfältig. So ist die Zahl der Schweizer Pensionskassen seit 2014 um rund einen Drittel geschrumpft, die Zahl der Privatbanken und ihrer Niederlassungen ist um 14 Prozent gesunken, und es gibt nur noch eine global tätige Schweizer Bank in diesem Sektor. Diese starke Branchenkonsolidierung ist vielfach vor allem auf den Wunsch nach Kosteneffizienz und widerstandsfähigen Einheiten zurückzuführen, die in der Lage sind, komplexe regulatorische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Schwankungen zu bewältigen. Die Zugehörigkeit zu einer grösseren, hoch bewerteten Organisation verschafft einen Wettbewerbsvorteil in einem Markt, der von starkem Wettbewerb und Gebührendruck geprägt ist, weshalb diese Konsolidierung voraussichtlich anhalten wird.

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Anbieter mit gewisser Grösse gesucht

Die technologische Innovation, die durch Covid-19 beschleunigt wurde, hat in den letzten zehn Jahren das Verhalten aller Menschen beeinflusst, auch das der Anlegenden. Onlinehandelsplattformen und eine Fülle von Finanz-Apps haben den Zugang zu den Märkten erleichtert. Infolgedessen sind das Handelsvolumen und die Zahl der auf dem Markt aktiven Investierenden gestiegen, was zu einem verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data geführt hat, um Handelsentscheidungen zu treffen und Muster auf den Finanzmärkten zu erkunden. Diese Entwicklungen sind spannend, haben aber auch zu massiven Haushaltsposten zur Unterstützung von Cybersicherheit und KI geführt, deren Kosten in den letzten fünf Jahren stark gestiegen sind. Vor diesem Hintergrund suchen Anlegende nach Anbietern, die über eine gewisse Grösse verfügen, damit sie bei Bedarf technologiebezogene Investitionen tätigen können, um Backoffice-Effizienzen und verbesserte Dienstleistungen für Kunden und Kundinnen zu schaffen.

Die Schweizer Aufsichtsbehörden waren in den letzten zehn Jahren nicht untätig. Die Finma, die Schweizer Finanzaufsichtsbehörde, hat Regeln zur Verbesserung der Dokumentationstransparenz erlassen und neue Definitionen zur Anlegersegmentierung geschaffen. Darüber hinaus verabschiedete das Schweizer Parlament bereits im Jahr 2018 das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) und das Finanzinstitutsgesetz (Finig), mit denen ein völlig neuer Verhaltensrahmen für Schweizer Finanzintermediäre eingeführt wurde. Diese Änderungen haben die Kosten für Recht, Compliance, Berichterstattung und Risikomanagement in die Höhe getrieben. Daher ist es für Anlegerinnen und Anleger entscheidend, Anbieter zu wählen, die diese steigenden Kosten auffangen können, ohne sie an die Kundschaft weiterzugeben.

Zum Autor:

Renato Aebi ist Head of Switzerland bei RBC BlueBay Asset Management AG.

Grössere Vermögensverwalter im Vorteil

Seit 2014 waren die globalen Finanzmärkte zudem von erheblicher Marktvolatilität, niedrigen bis negativen Zinssätzen und bemerkenswerten geopolitischen Ereignissen geprägt, die den Anlegenden bei ihrer Suche nach Rendite die Hände gebunden haben. Die sich verbessernden Inflationsdaten und das wahrscheinliche Ende des Zinsanstiegs haben ihnen jedoch die Möglichkeit eröffnet, in Investment-Grade-Anleihen zu investieren. In diesem Jahr flossen beträchtliche Summen in diese Wertpapiere, da die Renditen attraktiver waren als die von Anleihen mit kurzer Laufzeit und Geldmärkten. Die Ereignisse des vergangenen Jahrzehnts zeigen jedoch, wie wichtig ein diversifiziertes und flexibles Modell der Vermögensallokation ist. In dieser Hinsicht sind grössere Vermögensverwalter, die in der Lage sind, eine breite Produktpalette anzubieten, klar im Vorteil, da sie mit ihrem Instrumentarium die angestrebten Risiko-/Renditeprofile und Liquiditätsbedürfnisse der Kundschaft besser erfüllen können.

Mit Blick auf die Zukunft wird die fortschreitende Globalisierung der Finanzmärkte wahrscheinlich zu potenziellen Systemrisiken führen. Die Vorschriften in Bezug auf solche Systemrisiken und Governance werden mit dem Ziel des Verbraucherschutzes letztlich zunehmen. Dies bedeutet weitere Herausforderungen für die Branche durch die Komplexität der Vorschriften, zusätzlichen Gebührendruck und weitere technologische Fortschritte. Glücklicherweise stellen diese Herausforderungen gute Chancen für Wachstum und Innovation dar.

Dieser Artikel wurde erstmals am 8.10.2024 publiziert.

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