Erstmals fliegt nach Angaben der britischen Regierung eine vollständig mit SAF (Sustainable Aviation Fuel, Deutsch: Nachhaltiger Luftfahrttreibstoff) angetriebene Passagiermaschine über den Atlantik. «Die Zukunft des Fliegens beginnt», teilte das Verkehrsministerium in London am Dienstag mit.
Die Boeing 787 Dreamliner der Fluglinie Virgin Atlantic sollte am Dienstagmittag vom Londoner Flughafen Heathrow nach New York abheben. Die Branche steht wegen des Klimawandels unter Druck. Die Luftfahrt macht nach Schätzungen im Jahr rund 2,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Das ist mehr als beispielsweise das gesamte Land Deutschland, das zu den zehn grössten CO2-Verursachern der Welt gehört.
Richard Branson mit an Bord
Neben effizienteren Triebwerken und Ausgleichsmassnahmen setzt die Industrie deshalb auf SAF. Der Begriff umfasst alles, das nicht aus fossilen Ausgangsstoffen produziert und nachhaltig ist. So kann SAF etwa grundsätzlich aus Frittenfett, Schlacht- und Fischabfällen sowie Pflanzenölen und ihren Reststoffen hergestellt werden.
Dieser erste Transatlantikflug zeige, wie die Luftfahrt dekarbonisiert werde und Emissionen deutlich reduziert werden könnten, sagte der britische Verkehrsminister Mark Harper. Er wollte ebenso an Bord sein wie Virgin-Gründer Richard Branson und der Chef von Virgin Atlantic, Shai Weiss. Die britische Regierung hat das Vorhaben mit einer Million Pfund unterstützt. Vorab hatte die britische Flugaufsichtsbehörde mehrere Tests durchgeführt. Grossbritannien will bis 2025 insgesamt fünf SAF-Werke bauen.
Vor kurzem hatte das US-Unternehmen Gulfstream Aerospace den nach eigenen Angaben ersten vollständig SAF-betriebenen Transatlantikflug eines Businessjets durchgeführt.
Aviation Environment Federation kritisiert Greenwashing
Die Initiative Aviation Environment Federation kritisierte eine Aussage von Verkehrsminister Harper, die Technologie werde «Fliegen ohne Schuldgefühle Wirklichkeit werden lassen», als schlechten Witz. SAF mache weltweit rund 0,1 Prozent des Flugtreibstoffs aus, und es werde schwer sein, den Anteil auf eine nachhaltige Grössenordnung zu steigern.
(awp/gku)