Das Repräsentantenhaus in Australien hat zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein Klimagesetz verabschiedet. Mit 89 gegen 55 Stimmen nahm das Unterhaus des australischen Parlaments den Gesetzentwurf nach mehreren Änderungen am Donnerstag in der Hauptstadt Canberra an.
Die im Mai angetretene Labor-Regierung will damit ihre Vorhaben im Kampf gegen den Klimawandel – insbesondere eine Senkung der CO2-Emissionen um 43 Prozent bis 2030 – in einem nationalen Gesetz verankern. Das Gesetz wird Mitte September noch der zweiten Parlamentskammer, dem Senat, vorgelegt.
Das Klimagesetz ist für das vom Klimawandel besonders gebeutelte Land ein wichtiger Meilenstein. In diesem Jahr gab es bereits mehrmals heftige Überschwemmungen. Auch Buschbrände könnten im Zusammenhang mit höheren Temperaturen und längeren Trockenzeiten weiter zunehmen.
Premier Albanese: «Erfüllung eines Kernversprechens»
Premierminister Anthony Albanese sprach nach der Abstimmung im Parlament von der «Erfüllung eines Kernversprechens», das seine Partei den Wählern gemacht hatte. Die konservative Vorgängerregierung von Scott Morrison stand wegen ihrer zögerlichen Haltung in der Klimapolitik massiv in der Kritik.
Allerdings sagte auch Albanese zuletzt in einem Interview mit dem Sender ABC, dass er den von Klimaexperten kritisierten Kohleabbau nicht stoppen wolle, um die Wirtschaft nicht zu belasten.
Bis zuletzt war unklar, ob auch die Grünen das Gesetz mittragen würden. In wochenlangen Verhandlungen hatte die Partei zunächst darauf gedrängt, den Ausstoss von Treibhausgasen sogar um 75 Prozent zu senken, was Labor allerdings ablehnte. Erst am Mittwochabend sicherte Grünen-Chef Adam Bandt die Unterstützung seiner Partei schliesslich zu.
Bandt erklärte am Donnerstag, es bleibe aber wichtig, möglichst schnell zu handeln: «Wenn wir die Zwei-Grad-Marke (der Erderwärmung) erreichen, müssen wir dem Great Barrier Reef Lebewohl sagen und Teile Australiens könnten unbewohnbar werden, wenn wir darüber hinausgehen», warnte er. Auch parteilose Politiker betonten, dass die Emissionsziele als Minimum mit viel Luft nach oben verstanden werden müssten.
Das weltweit grösste Riff spürt den Klimawandel bereits jetzt. Die andauernde Hitzewelle in Australien hat einem Mitte Mai veröffentlichten Regierungsbericht zufolge mehr als 90 Prozent der Korallen des Great Barrier Reefs bereits beschädigt. Eine Studie von Deloitte aus dem Jahr 2017 attestierte dem Ökosystem einen sozialen Wert von 56 Milliarden australischen Dollar.
(sda/mth)