Das Stahlwerk habe die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin frühzeitig über problematische Rahmenbedingungen, sagte Beltrame in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Stahl Gerlafingen ist die Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Gruppe, von der er Verwaltungsratspräsident ist.
Beltrame bestätigte im Interview, dass in Gerlafingen SO erneut über hundert Personen entlassen werden. 120 Mitarbeitende sind nach Angaben des kaufmännischen Verbands und der Gewerkschaften Syna und Unia vom Freitag betroffen. Bereits im Frühling kam es zum Abbau von 60 Arbeitsplätzen.
Risiko einer Schliessung
Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, bestehe das Risiko einer Schliessung, sagte Beltrame. «Ich bin ein Unternehmer. Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», sagte der Firmeninhaber. Den Bundesräten Rösti und Parmelin sei das bekannt. Als Drohung will er seine Aussage nicht verstanden wissen. Er informiere einfach über die schwierige Situation.
«Wir wollen übrigens auch keine Subventionen», sagte er und forderte die gleichen Bedingungen wie die Konkurrenz. Das Stahlwerk habe 2023 wegen den gestiegenen Energiekosten viel Geld verloren. Frankreich und Italien habe in dieser zeit den Strom für die Industrie verbilligt, sagte Beltrame.
Der Nationalrat hatte Ende September sofortige Hilfe für das bedrohte Stahlwerk in Gerlafingen gefordert. Der Bundesrat wurde beauftragt, zusammen mit dem Standortkanton Solothurn und dem Unternehmen Sofortmassnahmen zu ergreifen, um das Werk zu retten. Notrecht wollte der Nationalrat dabei nicht ausschliessen.
Bundesrat lehnt staatliche Förderung ab
Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt. Stattdessen setzt er auf bessere Rahmenbedingungen und - was Branchen mit hohem Stromverbrauch angeht - auf energie- und klimapolitische Massnahmen.
Für systemrelevant hält Parmelin die Stahlindustrie nicht, wie der Wirtschaftsminister im März zum Schweizer Radio SRF sagte. Dagegen wehrte sich nun Beltrame: Die Schweiz brauche Baustahl. «Wir sind für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz durchaus zentral und systemrelevant», sagte er der Zeitung.