Gemäss der von Nationalrat Vincent Maitre (Mitte/GE) eingereichten Motion sollen im Gastgewerbe bezahlte Trinkgelder nicht mehr zum massgebenden Lohn zählen. Somit wären auf diesen Beträgen weder die Einkommenssteuer noch Sozialversicherungsbeiträge fällig. Gegen vierzig Ratsmitglieder haben die Forderung mitunterzeichnet.
Liess man Trinkgeld früher häufig auf dem Tisch liegen nach dem Essen im Restaurant, wird es heute vermehrt per Karte gezahlt, zusammen mit der Rechnung. Damit könnten Trinkgelder immer besser nachverfolgt werden, schreibt Maitre.
Passe der Bund wie angekündigt die Regeln in Sachen Trinkgelder an, könnte die Regelung für die Betriebe zu viel mehr Bürokratie führen. Der Bundesrat lehnt die Forderung ab, wie er am Donnerstag schrieb.
Trinkgelder gehörten heute nur zum für Steuern und Sozialabzüge massgebenden Einkommen, wenn sie einen wesentlichen Anteil des Lohns ausmachten. Um zum Lohn gezählt zu werden, müssten Trinkgelder überprüfbar sein. Diese Praxis habe sich bewährt, und kurzfristig seien keine neuen Regeln zu erwarten.
Die generelle Befreiung von Trinkgeldern von der Beitrags- und Steuerpflicht wäre laut Bundesrat ein Anreiz, das Personal vermehrt über Trinkgelder zu bezahlen, und Angestellte wären sozial schlechter abgesichert. Auch will der Bundesrat keine Sonderregelung für die Gastronomie. Er warnt vor Abgrenzungsproblemen.
Gastrosuisse bedauert diese Haltung. Steuerfreie Trinkgelder bedeuteten Rechtssicherheit und beseitigten «aktuelle Unschärfen» und Ungerechtigkeiten, schrieb der Verband. Trinkgelder, die von Standort, Betrieb und Gast abhingen, dürften nicht ins Lohnsystem gelangen, sondern müssten eine freiwillige Anerkennung bleiben.