Die Aktien des kalifornischen Bildungsunternehmens Chegg sind am Dienstag im vorbörslichen Handel um 46 Prozent auf 9,50 Dollar eingebrochen. Zuvor warnte das Unternehmen davor, dass der schnelle Anstieg der Popularität des Chat-GPT-Tools von Open AI dazu führt, dass sich weniger Studenten für seine Dienste anmelden. Gleich ergeht es dem britischen Bildungsverlegers Pearson, die den stärksten Rückgang seit mehr als einem Jahr verzeichneten. Pearson fiel um 9,9 Prozent auf 798,80 Pence.
Die Euphorie rund um die künstliche Intelligenz wurde bisher weitgehend als Segen für Aktien angesehen. Die Anleger haben Aktien des Chip-Herstellers Nvidia in die Höhe getrieben, da Chips die Grundlage für den Betrieb von Chatbots sind. Es wird antizipiert, dass die Tech-Giganten Microsoft und Alphabet mehr davon brauchen, wenn sie mehr generative KI-Funktionen in ihre Produkte einbauen.
Potenzielle Verlierer rücken in den Fokus
Neben dem Bildungswesen wir der Kundenservice als potenzieller Verlier gesehen: Der französische Callcenter-Betreiber Teleperformance warnte letzte Woche, dass 20 bis 30 Prozent seines Anrufvolumens in den nächsten drei Jahren automatisiert werden könnten, wenn sich Chatbots durchsetzen. Diese Prognose liess die Aktie um 14 Prozent fallen.
«Managementteams und Investoren sowie Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt ringen damit, wie Chat GPT Geschäftsmodelle verändern könnte», sagte Russ Mould, Investment Director der britischen Aktiengesellschaft AJ Bell. «Niemand weiss, was als Nächstes kommt oder wann, und das müssen die Anleger berücksichtigen, wenn sie eine Aktie, die sie halten oder untersuchen, bewerten.»
Einige Unternehmen werden vom Einsatz der KI profitieren, um Kosten zu senken: IBM hat angekündigt, dass sie einen Einstellungsstopp für Stellen verhängen wird, die in den kommenden Jahren durch künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten. Und Mould verweist auf das Verlagswesen als einen Bereich, in dem KI Texte erstellen und zeitlich beanspruchte Redaktionsteams unterstützen kann.
Die Fähigkeit der KI, Fragen schnell zu beantworten, könnte laut Mould die Verweildauer der Nutzer auf der Startseite einer Suchmaschine erhöhen, anstatt dass sie wegklicken, um das Gesuchte zu finden. Das ist gut für die Suchmaschine, weniger gut für die Websites, die auf Click-Throughs angewiesen sind, denn das könnte ihre Werbeeinnahmen oder die Einnahmen aus den Provisionen, die durch diese Click-Throughs generiert werden, beeinträchtigen, so Mould.
Einige der Aktienmarktbewegungen vom Dienstag könnten eine Überreaktion sein, sagte Aidan Donnelly, Leiter der Aktienabteilung des irischen Finanzdienstleister Davy. «Langfristig hat sich der Bedarf an Bildung nicht geändert», sagte er. «Einige der Reaktionen, die Sie bei den Aktienkursen sehen, sind wahrscheinlich eine Überreaktion, die nur auf der sehr kurzfristigen Stimmung auf dem Markt beruht.»
(bloomberg/rul)