Der Streit zwischen den chinesischen Aufsehern und der chinesischen Technologiefirma und Alibaba-Beteiligung Ant Group scheint ein Ende zu finden. China belegte das Unternehmen mit einer Strafe von 7,12 Milliarden Yuan, wie die chinesische Zentralbank am Freitag in Chongqing mitteilte. Das sind umgerechnet rund 880 Millionen Franken.
Es handelt sich um eine der höchsten Strafen, die ja gegen ein Online-Unternehmen in der Volksrepublik verhängt wurden. Die Ant Group kündigte an, der Entscheidung folgen zu wollen. Sie werde den Verbrauchern und kleinen Unternehmen künftig bessere Dienste leisten.
Damit würde Ant den jahrelangen regulatorischen Ärger womöglich beilegen können, sodass sich für Ant wieder Perspektiven für Wachstum und den ehemals geplanten Börsengang eröffnen, hiess es. Dieser war im Jahr 2020 von den Aufsehern gestoppt worden. Anleger reagierten erleichtert, der Kurs zog an.
Jack Ma ist Gründer der Ant Group
Hintergrund der Strafe sind laut der chinesischen Zentralbank Verstösse in den Bereichen Zahlungsverkehr, Abrechnung, Anti-Geldwäsche und dem Vertrieb von Fonds. Gründer von Ant ist der Milliardär und frühere Alibaba-Chef Jack Ma. Nach Kritik an Peking war der chinesische Unternehmer untergetaucht. Mittlerweile soll Ma, der sich aus der Öffentlichkeit und aus seinem Online-Imperium zurückgezogen hat, in Japan leben. Auf staatlichen Druck hatte Ma Anfang des Jahres die Kontrolle über Ant abgegeben. Einige Monate später kehrte er erstmals nach längerer Zeit wieder in die Volksrepublik zurück.
Im Jahr 2020 musste Ant den geplanten Börsengang auf Druck aus Peking in letzter Minute abblasen. Damals hatten Experten den Wert des Unternehmens auf 300 Milliarden Dollar taxiert. In dieser Zeit gerieten auch andere Firmen wie der Fahrdienst-Vermittler Didi ins Visier der Behörden, die dem Uber-Rivalen ebenfalls eine Strafe aufbrummten.
Neben Ant müssen auch andere Finanzfirmen Strafen zahlen: Unter anderem eine Finanzplattform des chinesischen Technologiekonzerns Tencent. Hierzu wurden zunächst keine weiteren Einzelheiten genannt. Die meisten Probleme hätten die Unternehmen behoben, hiess es in der Mitteilung der chinesischen Zentralbank weiter.
An der Börse in Hongkong stiegen die Alibaba-Papiere über drei Prozent. Die Scheine sind zudem auch in New York notiert und standen dort vorbörslich am Freitag über 3 Prozent höher im Vergleich zum Donnerstagsschlusskurs. Alibaba hält ein Drittel der Ant-Anteile. Der Börsenwert von Alibaba hat über eine halbe Billion Euro an Wert eingebüsst, seitdem die Aufseher ein Auge auf Ants Pläne geworfen hatten.
Experten sehen die Entspannung bei der Regulierung der Internetbranche als Versuch, die Stimmung in der Privatwirtschaft zu verbessern. Dies soll der schwächelnden Wirtschaft Rückenwind verleihen.
(awp/reuters/mth)