Im Fernverkehr verzeichnete der staatliche Konzern ein Minus an Fahrgästen von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie aus der Halbjahresbilanz hervorgeht. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag im ersten Halbjahr bei nur noch 62,7 Prozent - rund sieben Prozentpunkte weniger als im ersten Halbjahr 2023.
Auch finanziell lief das erste Halbjahr für die Deutsche Bahn nicht gut: Nach Zinsen und Ertragssteuern steht ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro.
Das Unternehmen muss deshalb sparen. Der Konzern will in den nächsten fünf Jahren etwa 30'000 Vollzeitstellen streichen. Bahnchef Richard Lutz betonte aber: Dort, wo Personal gebraucht werde, werde auch weiterhin in hohem Umfang eingestellt.
Spekulationen über eine Ausdünnung des Fernverkehrs erteilte Lutz eine Absage. «Es gibt weder konkrete noch andere Pläne, im Fernverkehr irgendwelche Verbindungen strukturell und nachhaltig auszudünnen», sagte er. Lutz sagte aber, dass derzeit aufgrund der vielen Baustellen der Verkehr an einigen Stellen reduziert worden sei.
Infrastruktur bremst Züge aus
Das kaputte Schienennetz ist wohl das grösste Problem des Bahnkonzerns. Die Infrastruktur sei «einfach zu alt, zu knapp, zu störanfällig», sagte Lutz. «Wir müssen die Infrastruktur wieder so herrichten, dass sie auf Wachstum und Verkehrsverlagerung ausgerichtet ist.»
Viel Hoffnung steckt das Unternehmen in das Konzept der Generalsanierungen: Während einer monatelangen Vollsperrung soll dabei eine Strecke grundlegend modernisiert werden. Seit eineinhalb Wochen läuft auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim die erste von 41 Generalsanierungen.
Bis diese Grossbaustellen Wirkung zeigen, wird es aber noch dauern: Die 41 Bauvorhaben sollen 2031 abgeschlossen sein.
Unwetter sorgen für Verspätungen
Die marode Infrastruktur und die Unwetterfolgen belasteten die Pünktlichkeit der Bahn deutlich. «An Tagen mit Extremwetter haben wir bis zu 26 Prozentpunkte bei der Pünktlichkeit verloren», sagte Lutz.
Besonders schwierig war die Lage für den Konzern im Juni. In gleich mehreren Regionen kam es zu Überflutungen, Dammschäden und Hangrutschen, die sich auch auf den Bahnverkehr auswirkten. Fast jeder zweite Zug war verspätet, hatte also eine Verzögerung von mindestens sechs Minuten.
Die Pünktlichkeitsquote im Juni lag bei 52,9 Prozent. Ausgerechnet in diesem Monat begann dann auch noch die Fussball-Europameisterschaft. In der zweiten Jahreshälfte soll es nun etwas besser werden.
Nachfrage wackelt
Die Fahrgäste reagieren offensichtlich auf die Probleme der Deutschen Bahn, auf Unpünktlichkeit, drohende Zugausfälle wegen Streiks und Baustellen: 64,2 Millionen Reisende im Fernverkehr in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bedeuten ein Minus von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Zuversicht ist aber gross, dass der negative Trend nicht lange anhält. Laut Finanzchef Levin Holle lief es im Juni mit Blick auf die Umsätze im Fernverkehr schon wieder deutlich besser als in den Monaten davor.
Wirtschaftliche Lage spannt sich weiter an
Ein Grossteil der Verluste geht darauf zurück, dass die Bahn bei Investitionen in die Infrastruktur auch in diesem Jahr in Vorleistung gegangen ist. Für 2024 rechnet sie deshalb mit erheblichen Rückzahlungen des Bundes.
Bahnchef Lutz hält deshalb am Ziel fest, dass am Ende des Jahres zumindest operativ, also vor Zinsen und Steuern, wieder ein Gewinn in Höhe von einer Milliarde Euro steht.