In der Türkei hat sich die hohe Inflation im Juni leicht abgeschwächt. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 38,2 Prozent, wie das Statistikamt am Mittwoch in Ankara mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 39,6 Prozent betragen. Im vergangenen Jahr war die Teuerung bis auf rund 85 Prozent gestiegen, seither ist sie rückläufig. Die aktuelle Inflationsrate ist die niedrigste seit Ende 2021.

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Ein entscheidender Grund für die immer noch hohe Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. Nach wie vor rangiert der Wechselkurs zu Dollar und Euro in der Nähe historischer Tiefstände. Fachleute erklären die Talfahrt mit der lange Zeit zu lockeren Geldpolitik der türkischen Notenbank. Zwar hat die neue Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan den Leitzins im Juni deutlich auf 15 Prozent angehoben. Experten bewerten die Anhebung jedoch lediglich als ersten Schritt hin zu einer nachhaltigeren Geldpolitik.

Lange Zeit ist die Zentralbank anders als viele andere Notenbanken vorgegangen: Auf die hohe Teuerung hatte sie nicht mit Zinsanhebungen reagiert, sondern ihre Leitzinsen sogar reduziert. Beobachter führten den Kurs auf politischen Druck zurück, da Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ein grundsätzlicher Gegner hoher Zinsen ist. Entgegen der Lehrmeinung sieht er in hohen Zinsen kein Mittel gegen Geldentwertung, sondern eine Ursache. Fachleute verfolgen mit Spannung, ob die neue Notenbankchefin den strafferen geldpolitischen Kurs halten kann.

(awp international/spi)