Die türkische Zentralbank hat im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation ihren Leitzins erneut nach oben gesetzt. Die Währungshüter erhöhten den Schlüsselsatz um fünf Prozentpunkte auf nunmehr 30 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte. Das ist bereits die vierte Zinsanhebung seitdem die neue Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan im Juni einen Richtungswechsel eingeleitet hat. Am Finanzmarkt wurde mit einer Anhebung in diesem Umfang gerechnet. Die Währungshüter teilten ausserdem mit, sie stünden bereit, nötigenfalls die Zinsen weiter anzuheben. Die Landeswährung Lira büsste nach dem Zinsbeschluss zum Dollar leicht auf 27,08 Lira von 26,96 Lira zuvor.
«Die geldpolitische Straffung wird weiter zeitnah und graduell so stark verstärkt wie nötig, bis eine signifikante Verbesserung der Inflationsaussichten erreicht ist», teilte die Notenbank mit. Die Inflation war im August auf 58,94 Prozent von 47,83 Prozent im Juli gestiegen. Damit hat sich die Teuerung noch weiter vom Inflationsziel der Notenbank von fünf Prozent entfernt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach seiner Wiederwahl die ehemalige Wall-Street-Bankerin Erkan zur Zentralbank-Chefin ernannt. Damit machte er den Weg frei für eine 180-Grad-Wende in der Geldpolitik. Erdogan hatte sich zuvor lange gegen höhere Zinsen ausgesprochen und vielfach Druck auf die Notenbank ausgeübt. Noch 2018 hatte er sich als «Feind» der Zinsen bezeichnet. Doch diese Geldpolitik beschleunigte nur den Verfall der Lira. Der Kurs der Landeswährung ist in den vergangenen zwei Jahren zum Dollar um rund 70 Prozent abgestürzt.
(reuters/spi)