Im Fokus stehen unverändert die steigenden Preise. Derweil hat die überraschende Zinserhöhung bislang kaum Auswirkungen, teilte die Credit Suisse am Freitag mit.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie sank im Juni 2022 um 0,9 auf 59,1 Punkte. Der PMI Dienstleistungen gab nach dem kurzen Anstieg im Mai ebenfalls wieder leicht nach und zwar um 1,2 auf 59,0 Punkte. Damit liegen beide Indizes aber weiterhin über der Wachstumsschwelle.

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Ökonomen hatten mit Werten zwischen 57,0 und 59,3 Punkten (Industrie) und zwischen 58,0 und 63,0 Punkten (Dienstleistungen) gerechnet.

Der Index misst, wie optimistisch die Einkaufsmanager auf die künftige Wirtschaftsentwicklung blicken. Werte von über 50 Punkten deuten auf Wachstum hin. Die Credit Suisse berechnet den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch.

Auf dem Höhepunkt der Coronakrise war der Industrie-Index bis auf 41,2 Punkte abgesackt, jener für den Dienstleistungssektor sogar bis auf 21,4 Punkte.

Lieferketten bessern sich, Inflation bleibt bestimmend

Mit Blick auf die Lieferkettenproblematik macht sich gemäss den Experten eine gewisse Entspannung breit. Die entsprechende Subkomponente sinke seit ihrem Höhepunkt im September letzten Jahres weiter - nur noch 35 Prozent der Teilnehmer berichteten von längeren Wartezeiten. Mit Blick auf die Produktion gebe es erste Schwächeanzeichen, der Auftragsbestand bleibe aber weiterhin hoch. Dies spiegle sich in der Beschäftigung wieder - 32 Prozent der Umfrageteilnehmer bauten Personal auf.

Anders sieht es bei der Inflation aus. 70 Prozent sähen sich nach wie vor mit steigenden Einkaufspreisen konfrontiert. Beinahe jedes dritte Unternehmen melde eine Aufstockung des Lagerbestandes an Fertigprodukten, was bei anhaltend hoher Nachfrage eine rasche Auslieferung ermöglichen sollte. 42 Prozent gaben an, die Vorproduktelager aufgestockt zu haben, was das Risiko von Produktionsunterbrüchen mildern dürfte.

Die überraschende Zinserhöhung der SNB habe derweil noch kaum Einfluss - nur 11 Prozent der Unternehmen reduzierten ihre Investitionen, obwohl über 80 Prozent davon ausgehen, dass die Zinsen weiter steigen dürften. Erklärt werden könne dies damit, dass die Zinskosten nur einen Bruchteil der Gesamtkosten ausmache.

Dienstleistungssektor mit etwas geringerem Schwung

Auch im Dienstleistungssektor habe der Schwung etwas nachgelassen, der Wert deute aber nach wie vor auf eine verbreitete Erholung im mehr auf den Binnenkonsum ausgerichteten Sektor hin, so die CS. Dank der guten Arbeitsmarktlage sei zudem mit einem Fortschreiten der Erholung in naher Zukunft zu rechnen.

Hier sei auch ermutigend, dass die Subkomponente "Beschäftigung" den sechsten Monat in Folge über der Wachstumsschwelle notiere. An einen Stellenabbau denke praktisch kein teilnehmendes Unternehmen mehr.

Wie auch in der Industrie komme Gegenwind insbesondere von den auf breiter Front steigenden Einkaufspreisen. Mittlerweile hätten 41 Prozent der Unternehmen ihrerseits die Preise erhöht, die aber vergleichsweise geringer steigenden Verkaufspreise deuteten auf eine eingeschränkte Preissetzungsmacht im Inland hin.