Die Probleme der SBB im Gotthard-Basistunnel haben die Diskussionen um Rabatte oder Sonderlösungen für Bahnreisende von und ins Tessin wieder aufflammen lassen. Der Tessiner Regierungspräsident Raffaele De Rosa forderte am Donnerstag, die SBB müssten Abonnementsbesitzer entschädigen und Anreize für Tagesausflügler schaffen.

Im Sommer 2024 müssten die SBB «alle Spielräume nutzen», um die Verbindungen in die Südschweiz zu verbessern, sagte De Rosa auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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Auch die Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs «Pro Bahn» wiederholte am Donnerstag Forderungen nach einer Verlängerung der Laufzeit von Generalabonnement (GA) und der Streckenabos. Dies für Personen, die im Tessin beziehungsweise südlich des Gotthards arbeiten und wohnen.

Alliance Swiss Pass, die Dachorganisation von 250 Transportunternehmen und 18 Tarifverbünden der Schweiz, verwies dazu auf Anfrage auf Massnahmen, welche die SBB schon im August bekanntgegeben hatten: Das Generalabonnement (GA) Night für unter 25-Jährige mit Wohnort Tessin ist seit 10. September jeweils am Sonntag bereits ab 18 statt 19 Uhr zur Fahrt in die Deutsch- und Westschweiz gültig.

Auch gibt es bis Ende November einen Rabatt für den Gepäck- und Velotransport ins Tessin und zurück. Weitere Massnahmen seien aber nicht geplant, sagte Reto Hügli, Mediensprecher der Alliance Swiss Pass, auf Anfrage.

Wer das GA wegen der längeren Reisezeit ins Tessin nicht nutzen wolle, können dieses ausserdem während 30 Tagen hinterlegen oder auch zu bestehenden Konditionen erstatten lassen.

Pro Bahn für geplantes Konzept der SBB

Die Tessiner Regierung ist laut ihrem Präsidenten De Rosa insgesamt enttäuscht über die verzögerte Wiedereröffnung des Gotthard-Basistunnels. Der Unfall habe die Verletzlichkeit der Nord-Süd-Verbindungen offengelegt, resümierte er. Als dem einzigen auf der Südseite gelegenen Kanton sei die Anbindung an die Restschweiz für das Tessin von grundlegender Bedeutung.

Die SBB hätten in den letzten Jahrzehnten zu wenig in Innovation investiert, kritisierte der Tessiner Nationalrat und Verkehrspolitiker Bruno Storni. In den Augen des SP-Politikers hätte der Radschaden am Güterwaggon erkannt und das Ausmass des Unfalls im Gotthard-Basistunnel vermieden werden können.

Pro Bahn forderte, die SBB müssten nun im Gotthard-Basistunnel die noch vorhandenen Trassen möglichst den sehr gut besetzten Zügen von und nach Italien zur Verfügung stellen. Insofern begrüsse Pro Bahn die Aussage der SBB-Spitze zur geplanten Verwendung der Trassen.

Die SBB schrieben am Donnerstag, ab dem Fahrplanwechsel wollten sie unter der Woche die Kapazitäten für den Güterverkehr erhöhen, jene für den Personenverkehr am Wochenende. Laut einem neuen, noch zu bewilligenden Konzept würden übers Wochenende deutlich mehr und schnellere Reisezüge durch den Basistunnel fahren als heute.

BAV wird Konzept prüfen

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) teilte mit, es werde dieses Trassen-Verteil-Konzept nach dessen Eingang prüfen. Es werde dabei kontrollieren, ob die Vorgaben des Bundes zur Trassenverteilung zwischen Güter- und Personenzügen eingehalten werden.

Das BAV stehe im Kontakt mit den SBB und wisse um die gravierenden Schäden im Tunnel. Entscheidend sei auch für das BAV, dass der Verkehr auf dieser wichtigen Achse möglichst rasch, aber auch möglichst sicher, wieder im normalen Rahmen aufgenommen werden könne. Das Vorgehen bei der Reparatur und dem sicheren Betrieb liege grundsätzlich in der operativen Verantwortung der SBB.

(sda/spi)