Bis 2027 dürfte jedes sechste Assetmanagementunternehmen entweder von einem der grossen Anbieter übernommen werden – oder das Geschäft werde eingestellt, lautet eine kürzlich veröffentlichte Prognose des Beratungshauses Pricewaterhouse Coopers GmbH (PWC). Die Firmen, die hier aktiv sind, müssten sich entweder den neuen Gegebenheiten anpassen – oder sie würden verschwinden. Und diese Diagnose ist nicht neu: Sie wird seit fünfzehn Jahren mit dem Aufkommen der indexnahen und kostengünstigen Exchange Traded Funds (ETFs) laufend wiederholt. Global wird die Branche bis 2028 Wachstumsraten von 5 Prozent erreichen, wie aus den Zahlen der deutschen Onlineplattform Statista hervorgeht. In der Schweiz sei das Volumen bis Ende Juni um weitere 10 Prozent auf 1506 Billionen Franken angestiegen, heisst es seitens der Asset Management Association Switzerland. Treiber war auch hier der hohe Mittelzufluss bei den ETFs. Drei Viertel der Gelder liegen in Aktien und Bonds. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Hinter dem Topline-Wachstum stehen einige Herausforderungen: Die Gewinne der europäischen Assetmanager sind gemäss den Berechnungen des Beratungsunternehmens McKinsey seit 2021 um einen Drittel gefallen. Ein wichtiger Grund ist die anhaltende Umschichtung von aktiven zu passiven Anlagen. Diese erfolgen oft in Krisenjahren wie 2022 und 2023. Und das wiederum treibt die Konsolidierung weiter voran, in der Schweiz beispielsweise in Form der Zusammenlegung der entsprechenden Sparten der Finanzinstitute UBS und Credit Suisse. Denn Skaleneffekte prägen sehr stark das Massengeschäft im Assetmanagement – und dieser Druck hat durch die Einführung der Null-Kosten-Standard-ETFs noch weiter zugenommen. Zusammenschlüsse, das starke Wachstum der Top drei (Blackrock, Vanguard und State Street), Fondszusammenlegungen und Automatisierungen vieler interner Funktionen und Prozesse bilden die sichtbare Seite dieser Entwicklung. 

ESG wandelt sich

Krypto-ETFs und -Fonds verzeichneten dieses Jahr einen Boom, nachdem die ersten Zulassungen in den USA eingetroffen waren. Einigermassen überraschend folgte im Frühsommer noch die Bewilligung für Anlageprodukte auf die Währung Ether, die auf dem Ethereum-Netzwerk gehandelt wird. Neue Technologien werden die Branche in den kommenden Jahren stark verändern. Denn die Tokenisierung von Fonds und ETFs hat das Potenzial, die Kostenstrukturen innerhalb der Branche zu verbessern. Und die künstliche Intelligenz, die seit Jahrzehnten das Algo-Trading steuert, gelangt über die generative Variante in neue Anwendungsbereiche wie Portfoliooptimierung und Kundeninteraktion. 

Weitere Spezialthemen wie Wasser und Biotech verharren dagegen in ihren Nischen. Detaillierte Zahlen von Morningstar zeigen, dass das ESG-Thema trotz negativem Sentiment weiterhin ordentlich läuft. Impact- und Spezialthemen ziehen derzeit im Nachhaltigkeitssegment. Allerdings sind mit Blackrock und State Street zwei Assetmanagementriesen aus der Climate-Action-100+-Vereinigung ausgestiegen. Private Markets gelten als vielversprechende neue Anlageklasse – sie sind in diesem Jahr über die neu zugelassenen Eltif-Produkte auch für Privatanlegende aus dem Affluent-Segment zugänglich geworden. Kritikerinnen und Kritiker warnen vor allzu viel Enthusiasmus – denn lange erforderliche Haltedauern und Illiquidität schränken den Handlungsspielraum bei solchen Assets gravierender ein als auf den ersten Blick ersichtlich.

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter