Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt.
«Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden», sagte Lagarde vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. Ziel sei eine Rückkehr zum Inflationsziel von zwei Prozent. Im Mai war die Inflationsrate auf 6,1 Prozent gesunken.
Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die EZB angesichts der hartnäckig hohen Teuerung die Zinsen in einer beispiellosen Serie seit Juli 2022 siebenmal in Folge angehoben. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt mittlerweile bei 3,75 Prozent.
Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür 3,25 Prozent Zinsen. Zuletzt hatte sie den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Ein solcher Schritt wird auch für die nächste Sitzung am 15. Juni erwartet.
Zinsschritte zeigen noch nicht volle Wirkung
«Unsere Zinserhöhungen wirken sich deutlich auf die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte aus, was sich in steigenden Kreditzinsen und sinkenden Kreditvolumina zeigt», sagte Lagarde. Die volle Wirkung der geldpolitischen Massnahmen beginne jetzt zu greifen. Es gebe aber noch keine klaren Signale, dass die Kerninflationsrate ihren Höhepunkt überschritten habe. Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet.
Mit Blick auf den Bankensektor in der Eurozone zeigte sich Lagarde optimistisch. «Die Finanzstabilität im Euroraum hat sich bisher als robust erwiesen», sagte sie. Man bewerte weiterhin mögliche Risiken. «Wir sehen keinen Zielkonflikt zwischen Finanzstabilität und Preisstabilität im Euroraum.» Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz hatten zuletzt für Verunsicherung gesorgt.
(awp/rul)