Die Fifa hat fälschlicherweise behauptet, die Fussballweltmeisterschaft 2022 in Katar sei klimaneutral gewesen. Die Schweizerische Lauterkeitskommission (SLK) hat eine entsprechende Beschwerde gegen diese Kommunikation gutgeheissen.
Mit seinen teilweise absoluten Aussagen habe der Weltfussballverband Fifa in der kommerziellen Kommunikation den «falschen und irreführenden Eindruck» erweckt, die WM in Katar sei bereits vor und während des Turniers klima- beziehungsweise CO2-neutral gewesen, teilte die SLK am Mittwoch mit. Die Beweislast dazu liege beim werbenden Unternehmen.
Im Verfahren habe die Fifa den Nachweis der Richtigkeit dieser Aussagen aber nicht erbringen können. Sie habe zwar angegeben, die im Voraus geschätzten 3,63 Millionen Tonnen CO2 bereits kompensiert zu haben. Doch diese Kompensation habe sie nicht nachweisen können und auch kein Konzept für allfällige weitere Kompensationen vorgelegt.
Selbst wenn die Schätzung den definitiven Zahlen entsprechen sollte, sei für die SLK unklar geblieben, ob die versprochene Kompensation überhaupt realistisch sei. Ebenfalls unklar sei, ob die Kompensationsmassnahmen den Schweizer Standards entsprechen. Diese verlangten nämlich unter anderem «einen vollständigen und dauerhaften Entzug von CO2 aus der Atmosphäre».
Empfehlung für Verzicht auf Aussagen
Die Zweite Kammer der SLK hiess deshalb alle fünf Beschwerden aus der Schweiz, Frankreich, Belgien, Grossbritannien und den Niederlanden gut. «Solange keine definitiven und allgemein akzeptierten Methoden zur Messung der Nachhaltigkeit oder zur Sicherung ihrer Durchführung vorliegen», dürfe ein Unternehmen nicht behaupten, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht worden seien.
Die SLK empfiehlt der Fifa, künftig darauf zu verzichten, die Fussball-WM in Katar als klimaneutral zu bezeichnen – ausser sie sei in der Lage, zum Zeitpunkt der Kommunikation alle CO2-Emissionen des Turniers und deren Kompensationen zu belegen.
Klima-Allianz erfreut über Entscheid
Eine der Beschwerdeführerinnen, die Klima-Allianz Schweiz, reagierte mit Genugtuung auf den Entscheid. Sie hatte unter anderem bemängelt, dass die Fifa in ihrer Berechnung die Auswirkungen der Shuttle-Flüge von Dubai, Riad oder Kuwait nach Katar nicht berücksichtigt habe. Auch die CO2-Emissionen beim Bau der Stadien seien ignoriert worden.
Das Urteil sei deshalb «eine starke Botschaft an alle Unternehmen, die Greenwashing betreiben wollen», hiess es in einer Mitteilung. Unternehmen und Organisationen wie die Fifa kämen nun nicht mehr darum herum, sich mit ihrem tatsächlichen Fussabdruck zu beschäftigen.
Die Schweizerische Lauterkeitskommission ist ein Selbstkontrollorgan der Kommunikationsbranche. Sie erlässt Empfehlungen, aber keine staatlich durchsetzbaren Urteile. Der Beschluss ist nicht rechtskräftig.
(sda/mth)