Auch Google bekommt den Abschwung im Online-Werbemarkt zu spüren: Das Geschäft wuchs im vergangenen Quartal langsamer, und der Gewinn des Mutterkonzerns Alphabet ging deutlich zurück.

Zugleich demonstrierte der Online-Riese, dass er gut aufgestellt ist, um besser als kleinere Konkurrenten durch die Marktschwäche zu kommen.

Wachsendes Werbegeschäft

Der Quartalsgewinn von Alphabet sank im Jahresvergleich von 18,5 auf 16 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss in den USA mitteilte. Der Umsatz legte um 13 Prozent auf 69,7 Milliarden Dollar zu. Der wichtigste Bereich des Konzerns – das Werbegeschäft von Google – wuchs im Jahresvergleich um 11,6 Prozent auf 56,3 Milliarden Dollar.

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Mit der hohen Inflation und der schwächelnden Wirtschaft zeichnet sich ein Abschwung bei Online-Werbeausgaben ab, da Unternehmen auf die Kostenbremse treten. Bei der Video-App Snapchat machte sich das mit der bisher langsamsten Wachstumsrate bemerkbar.

Eine Frage ist, ob auch die beiden Giganten Google und Facebook die Abkühlung zu spüren bekommen – oder ob ihre Grösse und Effizienz sie für Werbekunden gerade in der aktuellen Situation attraktiver macht.

Finanzchefin rechnet mit schwierigem Quartal

Das Geschäft mit Werbung im Umfeld von Googles Internet-Suche wuchs im Jahresvergleich um 13,5 Prozent auf rund 40,7 Milliarden Dollar. Die Erlöse auf der Video-Plattform Youtube legten langsamer als zuvor um 4,8 Prozent auf gut 7,3 Milliarden Dollar zu.

Finanzchefin Ruth Porat verwies darauf, dass das Vorjahresquartal mit dem Aufschwung nach Lockerung erster Pandemie-Einschränkungen aussergewöhnlich stark gewesen sei. Zugleich räumte sie ein, dass einige Werbekunden ihre Ausgaben zurückfuhren.

Der operative Gewinn der Google-Dienste wuchs lediglich von 22,34 auf 22,77 Milliarden Dollar. Im laufenden Quartal sei weiter mit Gegenwind zu rechnen, sagte Porat.

Techkonzerne Grafik

Mit dem Stammgeschäft machen die US-Tech-Konzerne immer noch am meisten Geld: Bei Meta und Alphabet ist es Werbung, bei Amazon E-Commerce. Apple legt das Schwergewicht auf Hardware, Microsoft ist mit Software gross im Geschäft.

Quelle: Geschäftsberichte der Konzerne

Teure Aufholjagd

Die Aufholjagd zu Amazon und Microsoft im Cloud-Geschäft lässt sich Google weiterhin viel Geld kosten. Während der Umsatz der Sparte um 35,6 Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Dollar wuchs, stieg ihr operativer Verlust um 45 Prozent auf 858 Millionen Dollar.

Obwohl einige Erwartungen der Analysten verfehlt wurden, zeigten sich Anleger zufrieden und liessen die Alphabet-Aktie im nachbörslichen Handel um 4,8 Prozent steigen. Der Kurs der Snapchat-Firma Snap dagegen war nach der Enttäuschung über ihr abgeschwächtes Wachstum vergangene Woche um mehr als ein Drittel abgesackt.

«Ich denke, es ist ein guter Moment, um unseren Fokus zu schärfen», sagte der Chef von Google und Alphabet, Sudar Pichai, in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Konzern werde weiter langfristig denken und unter anderem in künstliche Intelligenz investieren.

Der Umsatz der sogenannten «anderen Wetten» unter dem Alphabet-Dach wie der Roboterwagen-Firma Waymo stagnierte bei 193 Millionen Dollar. Der operative Verlust des Bereichs wuchs zugleich von 1,4 auf knapp 1,7 Milliarden Dollar. Bei Waymo investiert Alphabet gerade in den Aufbau eines Robotaxi-Dienstes, unter anderem in San Francisco.

(reuters/mbü)