Der Klimawandel kann teuer werden – auch für die Finanzbranche. Bei vielen Geldhäusern spielen Klimarisiken allerdings bislang keine grosse Rolle. Die EZB-Bankenaufsicht fordert mehr Anstrengungen der Geldhäuser, um mögliche Gefahren zu identifizieren.
Grossbanken im Euroraum sind nach Einschätzung der EZB-Aufsicht in Summe nicht ausreichend auf milliardenschwere Klimarisiken vorbereitet und müssen dringend nachbessern.
Zunahme Naturkatastrophen kostet bis zu 70 Milliarden Euro
Der erste Klimastresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) habe ergeben, dass Geldhäuser die finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels noch nicht hinreichend in ihre Stresstestrahmen und internen Modelle einbezögen.
Den Berechnungen zufolge drohen Banken infolge einer Zunahme von Naturkatastrophen sowie tiefgreifenden Veränderungen in vielen Branchen im Zuge des Umbaus hin zu einer grüneren Wirtschaft Verluste von mindestens 70 Milliarden Euro.
«Die Banken des Euro-Währungsgebiets müssen dringend ihre Bemühungen zur Messung und Steuerung des Klimarisikos verstärken», sagte der Chef der EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria, bei der Vorlage zusammenfassender Stresstestergebnisse am Freitag.
41 Banken in Europa wurden untersucht
65 Prozent der 104 untersuchten Banken schnitten demnach schwach ab und wiesen nach Angaben der Aufseher «erhebliche Einschränkungen bei ihren Stresstestfähigkeiten» auf.
Durchfallen konnten Banken bei dem als «Lernübung» deklarierten Test allerdings nicht. Direkte Auswirkungen auf die Kapitalanforderungen haben die Ergebnisse auch nicht.
Die Summe von 70 Milliarden umweltbezogenen Kredit- und Marktverlusten bezieht sich auf die 41 grösseren Banken, die auch die negativsten Szenarien durchrechnen mussten.
Sie spiegele «nur einen Bruchteil» des tatsächlichen klimabedingten Risikos für die Branche wider, warnten die Aufseher.
Banken müssen robuste Klimastresstests entwickeln
Der Vizechef der EZB-Bankenaufsicht, Frank Elderson, betonte in Frankfurt: «Wir erwarten von den Banken, dass sie entschlossen handeln und kurz- bis mittelfristig robuste Klimastresstests entwickeln.»
Der Test modellierte zum Beispiel, dass Europa vom 1. Januar 2022 an für ein Jahr von extremer Hitze oder schweren Überschwemmungen getroffen würde.
Als kurzfristiges Risiko für den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft wurde ein plötzlicher Anstieg des Preises für den Ausstoss von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) in den Jahren 2022 bis 2024 um etwa 100 Dollar je Tonne angenommen.
(AWP/bsc)