Das Weisse Haus teilte am Dienstag mit, es würden 50 Millionen Fass Öl zu je 159 Liter freigegeben. Der Schritt erfolge in Absprache über ähnliche Massnahmen mit China, Indien, Südkorea, Japan und Grossbritannien. Ziel sei, das Angebot auf dem Weltmarkt auszuweiten. US-Präsident Joe Biden sei bei Bedarf bereit, weitere Schritte zu ergreifen.
Zustimmungswerte gesunken
Biden steht unter anderem wegen gestiegener Preise an den Zapfsäulen und der hohen Inflation unter Druck. Seine Zustimmungswerte in Umfragen sind gesunken.
Die Ölpreise liegen derzeit so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Auch am Dienstag nach der Freigabe der Reserven gab es kaum Entspannung. So kostete die Sorte Brent mit knapp 80 Dollar nur etwas weniger als bei ihrem Ende Oktober erreichten Jahres-Hoch von 86 Dollar.
Anfang 2021 war das Fass noch für 52 Dollar zu haben gewesen. In den USA kostete eine Gallone (knapp 3,8 Liter) Benzin an den Zapfsäulen im Schnitt zuletzt rund 3,41 Dollar, nach 2,11 Dollar vor Jahresfrist.
Reserven-Freigabe
Konkret umgesetzt wird die Massnahme der Reserven-Freigabe in den USA über eine Abgabe an Unternehmen der Branche. Sie müssen die bereitgestellten Mengen aber zu einem späteren Zeitpunkt zurückgeben. Experten werten den ungewöhnlichen Schritt auch als Signal an die OPEC-Länder, Warnungen vor zu hohen Preisen ernst zu nehmen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate teilten mit, keinen Sinn in zusätzlichen Ölförderungen der Opec-Länder vom Persischen Golf zu sehen. Alle Indikatoren deuteten darauf hin, dass es im ersten Quartal 2022 einen Angebotsüberhang geben werde.
Die Gruppe Opec+ will sich am 2. Dezember treffen. Dann werde es darum gehen, Beschlüsse zu fassen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Seit August wird das Angebot moderat angehoben. Die USA und andere Staaten fordern aber mehr Tempo.
In Deutschland gibt es ähnliche Pläne für ein Anzapfen der Reserven offenbar nicht. Dies könnte nur erfolgen, wenn die Internationale Energie-Agentur das konzertiert in die Wege leiten wollte. «Auf internationaler Ebene gibt es aktuell keine Ansprache an Deutschland», sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftministeriums.
AWP/sas