Schweizer Ski-Destinationen rechnen mit einem erfolgreichen Winter 2022/23. Trotz steigender Preise dürfte es Touristen wieder in Scharen in die Schweizer Berge ziehen. Die Corona-Krise scheint buchstäblich Schnee von gestern.
Im Wallis etwa lassen die aktuellen Buchungsstände nicht nur auf eine bessere Wintersaison als im Vorjahr hoffen, sondern auch im Vergleich zum Vor-Corona-Winter 2019. «Die Gäste dürfen sich wieder auf ein uneingeschränktes Wintererlebnis freuen», sagt Wallis Tourismus gegenüber der Nachrichten-Agentur AWP.
Den Unterschied machen die ausländischen Gäste. Während im Vorjahr die vermehrt im Inland bleibenden Schweizerinnen und Schweizern wieder für eine starke Wintersaison sorgten, machen nun die Touristen aus dem Ausland die Pandemie ganz vergessen.
Ferien werden teurer
Gleichzeitig dürften Ferien in der Schweiz klar teurer werden. Doch die global um sich greifende Inflation vermag die Euphorie der Ski-Orte kaum zu bremsen. «Die Inflation hat praktisch keinen Einfluss für den Schweizer Wintertourismus», teilte denn auch Schweiz Tourismus mit.
Laut dem Tourismusverband erwarten Bergbahnen und Hotellerie Preissteigerungen von bis zu 5 Prozent, in der Hotellerie punktuell gar von 10 Prozent. Und einer Umfrage in Graubünden zufolge steigen die Übernachtungspreise im Vergleich zum Winter 2019/20 um gut 6 Prozent.
Als Pluspunkt für die Schweiz könnte sich aber erweisen, dass die Inflation im europäischen Umland deutlich höher ist. Damit ergebe sich gegenüber der europäischen Konkurrenz ein leichter Preisvorteil, so Schweiz Tourismus. Dies werde im Ausland positiv registriert und kompensiere teilweise gar den stärkeren Schweizer Franken.
Ausländische Gäste unbeeindruckt
Auf alle Fälle dürften die ausländischen Touristen trotz Teuerung wieder deutlich zahlreicher kommen. Diese wollten sich das Schneeerlebnis in den Schweizer Bergen nicht nehmen lassen, ist man etwa im Wallis überzeugt. Bisher zumindest scheint sich die Inflation denn auch nicht auf Buchungsstände der ausländischen Touristen auszuwirken.
Gemäss Schweiz Tourismus hoffen die Schweizer Bergdestinationen auf 1,5 Prozent mehr Logiernächten als im Winter 2021/22 und 1 Prozent mehr als im Vor-Pandemie-Winter 2018/19. Das Plus basiert vor allem auf dem erwarteten Zuwachs bei den ausländischen Gästen von 18 Prozent.
Bei den Schweizer Gästen scheint dagegen der Zenit erreicht. Im Bündnerland etwa rechnet man hier mit einer Abnahme der Übernachtungen, wenn auch auf hohem Niveau. Schweiz Tourismus geht von einem Rückgang der Gäste aus der Schweiz von knapp 6 Prozent aus.
Fussball-WM ohne Einfluss
Den Löwenanteil machen aber weiterhin die Schweizer Gäste aus. Es folgen die europäischen, insbesondere aus Deutschland, Belgien und Grossbritannien, wie es etwa aus dem Wallis heisst.
Aber auch die Gäste aus den USA sind längst zurück. In Graubünden liegen hier die Prognosen für den laufenden Winter bereits deutlich über dem fünfjährigen Durchschnitt. Gleiches gelte für weitere Fernmärkte wie Brasilien oder die Golf-Staaten.
Auch dass die Fussball-WM erstmals im Winter stattgefunden hat, scheint keinen negativen Einfluss zu haben. Arabische Touristen kommen vor allem im Sommer und hätten auf den Winter nur einen sehr kleinen Einfluss, heisst es von verschiedenen Seiten. Zudem habe die WM bereits zu Beginn der Wintersaison stattgefunden.
Politik bereitet sorgen
Das grosse Sorgenkind bleibt derweil China. Die dortige Corona-Politik liess die Gäste aus China weitgehend ausbleiben. Zwar gab die chinesische Führung jüngst den Ausstieg aus der Null-Covid-Politik bekannt, Prognosen bleiben aber schwierig. Schweizer Tourismus-Vertreter verzichten denn auch auf genaue Vorhersagen.
Oxford Economics geht für den chinesischen Markt im kommenden Jahr aber erst wieder von 50 Prozent des Vor-Corona-Niveaus aus. Eine vollständige Erholung wird gar erst für 2026 erwartet. Doch auch die chinesischen Touristen fallen vor allem in der Sommersaison ins Gewicht, wie es aus dem Wallis heisst.
Nicht zuletzt trübt aber auch der Ukraine-Krieg etwas die Stimmung der Tourismusanbieter. «Der Krieg in der Ukraine dauert an und ein Ende ist nicht absehbar», teilte die Jungfraubahn mit. Dies führe zu einer weiteren Verknappungen und Verteuerungen diverser Güter, was die Jungfraubahn genauso wie die gesamte Branche betreffe.
(sda)