In den kommenden sechs Monaten könnte die Erdgas-Krise die weltweite Nachfrage nach Erdöl um etwa 500 000 Barrel (159 Liter) pro Tag erhöhen, wie aus dem Monatsbericht der IEA hervorgeht, der am Donnerstag in Paris veröffentlicht wurde.
Die IEA geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl in diesem Jahr um durchschnittlich 5,5 Millionen Barrel pro Tag zulegen wird. Das sind 300 000 Barrel pro Tag mehr als zuvor prognostiziert. Im kommenden Jahr sei dann nur noch mit einer Zunahme der Nachfrage um 3,3 Millionen Barrel zu rechnen.
Der Interessenverband, der führende Industriestaaten in Energiefragen berät, geht davon aus, dass ein bereits vorherrschendes Angebotsdefizit verstärkt wird. "Eine akute Verknappung von Erdgas, LNG und Kohle aufgrund der zunehmenden globalen Wirtschaftserholung hat einen steilen Anstieg der Preise für Energielieferungen und eine massive Umstellung auf Ölprodukte ausgelöst", schreiben die IEA-Experten.
Die IEA verweist auf Daten aus dem August. Diese hätten bereits eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Rohöl und Heizöl für Kraftwerke gezeigt. Diese Entwicklung habe demnach in einer Reihe von Ländern stattgefunden, darunter auch China.
Die jüngste Entwicklung könnte die Förderpolitik der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) möglicherweise durchkreuzen, hiess es. Die in der Opec+ zusammengefassten Ölstaaten, darunter auch Russland, wollen ihre in der Corona-Krise gekürzte Förderung nur moderat und schrittweise erhöhen.