Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Die Stimmung ist schlecht, Platzhirsch VW baut Jobs ab. Sie würde die Branche nicht abschreiben, sagte die Wirtschaftsforscherin Anita Wolf, auch angesichts des jüngst vom Ifo vermeldeten «Sturzflugs» der Stimmung. «Es ist nicht die erste Krise, durch die die Automobilindustrie durch muss», so Wolf und fügte hinzu, dass es auch nicht die letzte Krise sein werde. In der Vergangenheit habe die Autoindustrie sich in Krisen sehr resilient und stark bei Innovationen gezeigt, betonte die Expertin. Diese Anpassungsfähigkeit habe man beispielsweise im Umgang mit den Lieferkettenschwierigkeiten der vergangenen Jahre oder bei der Entwicklung der Patente zum Elektro-Antriebsstrang gut sehen können.

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Wolf: «Hersteller haben zu spät reagiert»

Grundsätzlich sieht Wolf diese Resilienz auch bei den Zulieferern. «Mein Eindruck ist, dass die meisten sich relativ gut angepasst haben.» Dies gelte besonders für diejenigen, die sich darauf eingestellt hätten, dass der Elektromotor kommt. Allerdings sieht sie auch die Schwierigkeiten der Branche: Insgesamt habe die deutsche Autoindustrie bei der Elektromobilität sehr spät reagiert, monierte Wolf. Zudem habe sie – anders als neue reine Elektro-Anbieter beispielsweise aus China – die Herausforderung mit Doppelstrukturen sowohl Verbrenner als auch Elektroautos zu produzieren. Dazu kämen angesichts des starken Wettbewerbs auch andere Themen wie geänderte Kundenerwartungen. Im wichtigsten Elektromarkt China sei es sehr viel wichtiger, was ein Auto an Info- und Entertainment zu bieten habe. Da seien die Deutschen noch im Rückstand.

ADAC sieht ersten Schritt in der E-Autoförderung

Neben diesen strukturellen Problemen leide die Autoindustrie zudem an der allgemeinen weltweiten Konjunkturentwicklung. Das trifft die exportorientierte Branche besonders. Beim jüngst vom Ifo veröffentlichten monatlichen Branchenklima war auch der Indikator für die Exporterwartungen deutlich gesunken und lag mit minus 29,6 Punkten so tief wie schon lange nicht mehr. Ein richtiger Schritt aus der Misere ist dem ADAC zufolge die geplante Förderung von Dienstwagen mit E-Antrieb. Entsprechende Steuervorteile hatte das deutsche Kabinett zuvor auf den Weg gebracht. «Rund zwei Drittel der Pkw-Neuzulassungen hierzulande entfallen auf gewerbliche Halter, die beim Kauf oder Leasing von rein batterieelektrischen Fahrzeugen derzeit noch besonders zurückhaltend sind», so der ADAC. Steuervorteile kämen den Herstellern zugute, aber auch den Verbrauchern, da die Fahrzeuge nach wenigen Jahren auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich seien.