Die Inflation in der Euro-Zone hat im April wieder leicht an Kraft gewonnen und setzt die EZB weiter unter Zugzwang. Die Verbraucherpreise legten binnen Jahresfrist um 7,00 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit wurde eine frühere Schätzung bestätigt. Noch im März hatte die Teuerungsrate bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar waren es 8,5 Prozent.
In den Staaten der Währungsunion ist dabei der Preisauftrieb unterschiedlich stark: Während in den baltischen Staaten Estland (13,2 Prozent), Lettland (15,0 Prozent) und Litauen (13,3 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Belgien mit 3,3 Prozent vergleichsweise niedrig. Österreich weist mit 9,5 Prozent ebenfalls eine recht hohe Rate auf. Auch in Deutschland liegt sie mit 7,6 Prozent über dem Durchschnitt der Euro-Länder.
Zeichen deuten auf weitere Zinserhöhung durch EZB
Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Preisdruck im Euroraum noch länger hoch bleibt. Sie veranschlagt für 2023 in ihrer aktuellen Vorhersage einen Anstieg der Verbraucherpreise von durchschnittlich 5,8 Prozent nach 5,6 Prozent in ihrer Winterprognose. Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,7 Prozent und in der Euro-Zone mit 2,8 Prozent recht hoch bleiben. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt.
Ihr Chefvolkswirt Philip Lane rechnet zwar mit einem deutlichen Nachlassen des Preisauftriebs im Laufe des Jahres. Doch die Zeichen stehen vorerst weiter auf Zinserhöhung. Volkswirte rechnen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bei den kommenden beiden Zinssitzungen der EZB im Juni und Juli mit weiteren kleinen Schritten nach oben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sieben Mal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt mittlerweile bei 3,25 Prozent.
(reuters/mth)