Eine Gruppe von 14 Investoren macht bei Wizz Air Druck und hat der ungarischen Billig-Airline ein Ultimatum gestellt. Die Gesellschaft soll den Beschäftigten die Gründung von Arbeitnehmervertretungen erlauben.
«Wenn das Unternehmen nicht reagiert und Gewerkschaften nicht offiziell anerkennt, besteht unsere einzige Möglichkeit darin, unsere Beteiligungen zu verkaufen und das Unternehmen auf unsere Ausschlussliste zu setzen», hiess es in einem Brief der Investoren, der Reuters vorliegt. «Unsere Botschaft für das Unternehmen ist klar. Wir werden bis zum 20. Dezember warten und wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, ist mit einem Ausschluss zu rechnen.»
Es geht auch um die Sicherheit
Die Gruppe, zu der auch die dänische Akademikerpension und die britische Ardevora Asset Management gehören, erklärte, die Freiheit der Arbeitnehmenden, sich zu organisieren, sei in einer Reihe globaler und regionaler Konventionen und Gesetze verankert. Untersuchungen deuteten derweil darauf hin, dass Wizz Air die Mitarbeitenden an der Ausübung ihrer Rechte hindere. Sollte der Wizz-Air-Vorstand dies nicht ändern, werde sein Fonds seinen Anteil aufgeben, kündigte Jens Munch Holst an, Vorstandschef der Akademikerpension.
«Bei der Achtung der Arbeitnehmerrechte geht es letztendlich auch darum, sich um die Sicherheit der Passagiere zu kümmern», so Holst. Die Anlegerinnen und Anleger wiesen auf einen kürzlich veröffentlichten Whistleblower-Bericht hin, in dem Bedenken zur Flugsicherheit wegen Übermüdung der Piloten und Pilotinnen geäussert wurden.
Wizz Air war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Gewerkschaften «zerstören das Geschäft»
Im April hatte die Billig-Airline Forderungen von Gewerkschaften in Italien abgelehnt, mit ihnen einen Arbeitsvertrag zu vereinbaren. Dem Arbeitsministerium des Landes teilten sie mit, ohne Gewerkschaften arbeiten zu wollen. Im Sommer 2020 wurde Vorstandschef Jozsef Varadi in einem Anlegerbrief aus einem Interview zitiert, das Unternehmen halte «überall Gewerkschaften fern», da sie «das Geschäft zerstören».
(reuters/gku)