Eine Wende in der britischen Klimapolitik zeichnet sich immer stärker ab. Innenministerin Suella Braverman sagte am Mittwoch, Klimaschutz dürfe die Bevölkerung nicht überfordern. «Wir müssen einen pragmatischen Ansatz wählen», sagte sie dem Times Radio. «Wir werden den Planeten nicht retten, indem wir die britische Bevölkerung in die Pleite schicken.»
Das Büro von Rishi Sunak kündigte für den späten Mittwochnachmittag eine Rede des Premierministers an. Sunak hatte am Dienstagabend mitgeteilt, die Vorgänger-Regierungen seien «nicht ehrlich über die Kosten und Nachteile» grüner Politik gewesen. Sie hätten den einfachen Weg gewählt und gesagt, man könne alles haben. Daher werde er in den kommenden Tagen eine «wichtige langfristige » über die Pläne des Landes zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen darlegen. Laut BBC will Sunak das Verkaufsverbot für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge um fünf Jahre aufschieben und erst 2035 in Kraft treten lassen.
Grossbritannien soll bis 2050 klimaneutral werden. Die Verschiebung einiger Klimaschutzmassnahmen könnte ein Weg sein, Wähler an die konservative Partei von Sunak zu binden. Es wird damit gerechnet, dass das Parlament auf der Insel nächstes Jahr neu gewählt wird. In Umfragen liegt die konservative Partei seit über einem Jahr hinter der oppositionellen Labour Party.
Gegenwind aus der Autobranche
Kritik kam aus der Autobranche, die zuletzt hohe Summen in den Ausbau der Elektromobilität gesteckt hat. Die Regierung müsse ambitioniert und konsistent sein, sagte Ford-Managerin Lisa Brankin. Eine Aufweichung der Klimaziele unterlaufe dies aber. Mehr als 1,1 Millionen E-Autos wurden zuletzt auf britischen Strassen gezählt. Dies ist aber weiterhin nur ein Bruchteil aller Fahrzeuge. Auch Peugeot, der Vauxhall-Eigner Stellantis, Jaguar Land Rover und Volkswagen pochten auf verlässliche Pläne der Regierung. Kritiker monierten zudem, Grossbritannien werde beim Wechsel auf Elektromobilität womöglich keine Führungsrolle mehr einnehmen.
(reuters/spi)