Verbraucher in Grossbritannien rüsten sich für einen "Awful April", einen furchtbaren April. Denn zum 1. April steigen für zahlreiche Menschen die Alltagskosten deutlich. Von Samstag an werden Mobil- und Internetrechnungen ebenso teurer wie Wasser, Briefmarken, einige verschreibungspflichtige Medikamente sowie die Gemeinde- und die Autosteuer. Eine durchschnittliche Familie müsse mit 680 Pfund mehr Belastung im Jahr rechnen, schrieb die Zeitung "Daily Mail" und sprach von der "brutalsten Lebenshaltungskrise" seit den 50er Jahren.
Wegen der Inflation kosten Lebensmittel bereits deutlich mehr als vor wenigen Monaten. Bei den Energiekosten deckelt die Regierung zwar weiter die Preise für jede Einheit Gas oder Strom. Die bisherige staatliche Unterstützung von 67 Pfund im Monat läuft aber aus. Zudem klagen viele Immobilieneigentümer über stark gestiegene Hypothekenzinsen - eine Folge der Wirtschaftspolitik von Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss.
Millionen Menschen würden es jeden Monat nicht schaffen, ihre Rechnungen zu bezahlen, sagte Emily Seymour von der Verbraucherschutzorganisation "Which?" der Zeitung. "Da nun die neue Welle von Preiserhöhungen in Kraft tritt, ist es entscheidender denn je, dass die Regierung und wichtige Konzerne wie Telekommunikations- und Energieunternehmen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Verbraucher zu unterstützen und klare Informationen bereitzustellen, welche Unterstützung verfügbar ist."
Auch Unternehmen klagen über zusätzliche Kosten. Für Pubs und Firmen läuft die staatliche Unterstützung weitgehend aus. Fast die Hälfte der befragten Mitgliedsunternehmen werde Schwierigkeiten haben, künftig ihre Rechnungen zu begleichen, warnte Alex Veitch vom Handelskammerverbund BCC. Er verwies zudem auf eine deutliche Erhöhung der Körperschaftsteuer von 19 auf 25 Prozent sowie einen Anstieg des Mindestlohns und Änderungen bei der Gewerbesteuer.
Der Anstieg der Körperschaftsteuer hatte auch im rechten Flügel der regierenden Konservativen für Entsetzen gesorgt. Die Tories sahen sich bisher immer als Steuersenkungspartei: Seit ihrer Regierungsübernahme 2010 hatten sie die Rate von damals 28 Prozent stetig gesenkt, um Investitionen anzulocken. Experten zeigten sich gelassener. Mit 25 Prozent biete Grossbritannien im internationalen Vergleich noch immer einen günstigen Steuersatz, hiess es. Die Regierung betonte, dank grosszügiger Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen würden Unternehmen in den kommenden drei Jahren insgesamt 27 Milliarden Pfund einsparen.