Am Schweizer Bondmarkt setzt sich der deutliche Kursauftrieb auch am Dienstag fort. Gleichzeitig fallen die Renditen weiter zurück. Der Zins-Future Conf sowie der Swiss-Bond-Index weisen Kursgewinne im dreistelligen Basispunkt-Bereich auf. Der Kassazinssatz rutscht zeitgleich unter die 1-Prozent-Marke.
Mit den steilen Kursanstiegen holen die Benchmarkbonds innerhalb weniger Tage die Kursverluste von bis zu vier Handelswochen in Windeseile auf. Manche Marktteilnehmer sprechen von einer gewissen Gegenbewegung auf die teils starken Zinsanstiege in den vergangenen Wochen. Am Markt merken zahlreiche Experten an, dass der Trend steigender Renditen zuletzt ins Stocken geraten sei.
«Man kann schon sagen, dass es in den letzten Tagen zu einer gewissen Umkehr gekommen ist», bestätigt ein Ökonom im Gespräch mit AWP. So seien seit dem gestrigen Start ins vierte Quartal die Kurse von Aktien wieder gestiegen. Aber auch die Kurse von Anleihen hätten zugelegt. Zudem seien Ölpreise und Gold gestiegen.
«Klassische Gegenbewegung»
«Das kann man teilweise sicher mit einer klassischen Gegenbewegung erklären, nachdem die Märkte zuletzt überverkauft waren», so der Ökonom weiter. Aber das sei nur ein Teil der Erklärungen.
Andere Akteure verweisen auf geringere Zinserwartungen an die Notenbanken als Grund für die Renditetalfahrt. So seien Konjunkturdaten in jüngster Zeit eher schwach aufgefallen. Das spreche dafür, dass die Zentralbanken das Tempo ihres Inflationskampfs etwas verringern könnten.
Produzentenpreise steigen weiter rekordverdächtig
Ein solches Beispiel wäre etwa die australische Notenbank, die am heutigen Dienstag eine kleiner Zinsanhebung um 0,25 Prozent angekündigt hat. In den Vormonaten hatte sie ihren Leitzins noch deutlicher um jeweils 0,5 Punkte angehoben. Am Markt hatten die meisten Teilnehmer daher auch mit einem erneuten Schritt in dieser Höhe gerechnet.
Allerdings sprechen die jüngsten Preisdaten aus der Eurozone nicht für einen nachlassenden Inflationsdruck. Die Produzentenpreise stiegen im August mit Rekordgeschwindigkeit von mehr als 40 Prozent.
Nachdem am Vortag reges Treiben am Primärmarkt herrschte, hat sich am Berichtstag bislang noch niemand vorgewagt. Zum Wochenstart hatten sich die Pfandbriefbank Schweizerischer Hypothekarinstitute, Auckland Council und die Société Générale zusammen eine Milliarde Franken beschafft.
Der Dezember-Conf-Future gewinnt gegen 13.30 Uhr 193 BP hinzu auf 147,66 Prozent. Der Umsatz beträgt zehn Kontrakte. Am Vortag war er bereits um 209 BP gestiegen.
Eidgenossen steigen mehrheitlich
Bei den bislang gehandelten Eidgenossen ziehen die Kurse mehrheitlich an. Speziell am langen Ende springt der Kurs etwa der 0,5%/2055 Anleihe um 755 BP an, das Kursplus beim 2,0%/2064-Bond beträgt gar 857 BP.
Von den beiden Benchmarkbonds gewinnt der Zweijährige 41 BP hinzu auf 101,62 Prozent und rentiert zu +0,52 Prozent. Die noch ungehandelte zehnjährige Referenzanleihe (0,5%/2032) wirft 1,06 Prozent ab.
Der Kassazinssatz setzt seinen Sinkflug seit Mitte vergangener Woche fort und wird aktuell mit 0,921 Prozent gestellt nach 1,160 Prozent am Vortag. Mitte vergangener Woche hatte er bei 1,483 ein Mehrjahreshoch erreicht.
(awp/gku)