Landis+Gyr zieht sich in Europa aus dem Geschäft mit E-Auto-Ladestationen zurück. Damit trennt sich der Zuger Stromzählerhersteller von einem verlustreichen Geschäft. Die meisten der rund 200 Mitarbeitenden trifft das hart. «Der Markt für E-Auto-Ladestationen hat sich nicht wie erwartet entwickelt», sagte der seit November amtierende Firmenchef Peter Mainz am Dienstag in einem Mediengespräch. Grund für die Flaute in der Region Europa, Naher Osten und Afrika waren veränderte regulatorische Bedingungen und eine starke Konkurrenz aus China. 

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Die Ladestationen bescherten dem Konzern im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 10 Millionen Dollar. Im laufenden Geschäftsjahr, das Ende März endet, dürfte der Fehlbetrag noch höher ausfallen, so Mainz. Deshalb werde das Geschäft so schnell wie möglich eingestellt. Wegen der schlechten Geschäftslage sei auch ein Verkauf nicht möglich gewesen, sagte der Landis+Gyr-Chef. Für die rund 200 Mitarbeitenden sei dies bedauerlich. Die Anlegerinnen und Anleger reagieren brüskiert auf die Ankündigungen. Die Aktie verliert bis kurz vor Mittag 14 Prozent.

Umsatz und Gewinn brechen ein

Von den Betroffenen arbeiten rund 180 in Slowenien, wie ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP präzisierte. In dem Land seien ein Tochterunternehmen sowie das Kompetenzzentrum und die Produktion angesiedelt. «Es werden nicht alle 200 Personen den Job verlieren, da wir gewisse Kompetenzen im Unternehmen behalten wollen», sagte der Sprecher. Aber die grosse Mehrheit sei betroffen. In der Schweiz handle es sich um eine «tiefe einstellige Anzahl» Personen.

Landis+Gyr war gerade erst im Jahr 2021 mit Übernahmen in Slowenien und Dänemark in den Bereich eingestiegen. Damals schwärmte der damalige CEO Werner Lieberherr noch von den Chancen intelligenter Ladestationen. Der geplante Schritt führt zu hohen Restrukturierungskosten. Landis+Gyr muss deshalb die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigieren.

Neu rechnet das Unternehmen mit einem um 8 Prozent tieferen Umsatz und einer bereinigten Betriebsgewinnmarge von rund 10 Prozent. Im Oktober hatte die Geschäftsleitung noch ein tiefes einstelliges Wachstum und eine Marge zwischen 11 und 13 Prozent in Aussicht gestellt. Landis+Gyr will sich nun wie geplant voll auf die Konzernregion Amerika konzentrieren. Die Region, zu der auch Japan und Brasilien gehören, trug zuletzt 60 Prozent zum Umsatz und 80 Prozent zum Betriebsgewinn bei.

Zwar wird auch dort für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzrückgang erwartet. Dies sei aber auf die hohe Vergleichsbasis zurückzuführen. Insbesondere für die Wachstumsregion Nordamerika stehen die Zeichen laut dem CEO gut. Denn in den USA gebe es veraltete Stromnetze, stromintensive Rechenzentren sowie Förderprogramme für die heimische Wirtschaft. Zudem seien Software und Dienstleistungen gefragt, die höhere Margen abwerfen. Daran werde sich auch unter Trump nichts ändern, sagte Mainz.

(sda/rms)