Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will beim Freihandelsabkommen zwischen dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur und der Europäischen Union rasch zu einem Abschluss kommen. «Wir werden mit Argentinien sehr hart arbeiten, um dieses Abkommen bis zum Ende des ersten Semesters abzuschliessen», sagte Lula in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der brasilianischen Hauptstadt Brasília am Montag (Ortszeit).
«Aber wir müssen etwas ändern», sagte Lula weiter. «Wir werden versuchen, den Europäern zu zeigen, wie flexibel wir sind. Und wir wollen, dass die Europäer uns zeigen, wie flexibel sie sind.» Scholz betonte das Interesse beider Weltregionen an dem Abkommen. «Beide wollen einen schnellen Fortschritt in dieser Sache», sagte er.
Verhandlungen seit 1999
Die EU verhandelt mit dem Mercosur - zu dem Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay gehören - schon seit 1999 über ein Abkommen. 2019 wurde ein Durchbruch erzielt. Es hakt aber immer noch, vor allem beim Schutz des Amazonaswaldes, der schon grossteils für Viehzucht und Landwirtschaft abgeholzt wurde. Mit dem Abkommen entstünde ein Markt mit mehr als 700 Millionen Menschen, der fast 20 Prozent der Weltwirtschaft und 31 Prozent der weltweiten Warenexporte abdeckt.
Auch zwischen den Mercosur-Staaten gab es zuletzt Differenzen. Die linke Regierung Argentiniens will die heimische Wirtschaft vor der internationalen Konkurrenz schützen, die rechten Regierungen in Uruguay und Brasilien wollten bis zum dortigen Machtwechsel zum 1. Januar Handelshemmnisse abbauen. Der argentinische Präsident Alberto Fernández hatte nach einem Treffen mit Scholz in Buenos Aires ebenfalls den Wunsch ausgedrückt, bald zu einer Übereinkunft kommen.
(sda/gku)