Der Responsible Jewellery Council (RJC) hat eine neue Geschäftsführerin, wie die weltweit führende Organisation zur Vorgabe von Nachhaltigkeitsstandards für die Schmuck- und Uhrenindustrie, hat am Montag mitgeteilt hat: Melanie Grant. Sie hat den Posten von John Hall übernommen, der das Amt interimistisch führte, nachdem Iris Van der Veken die RJC-Chefposition im Sommer 2022 abgegeben hatte.

Autorin und Kuratorin Grant ist seit über 20 Jahren als Journalistin tätig. Sie arbeitete für diverse britische Zeitungen, unter anderem für die «Times», die «Financial Times», die «Independent», den «Guardian» und die BBC: Beim «Economist» war Grant als Redakteurin für Luxusgüter für die Lifestyle-Schwesterpublikation«1843 Magazin» tätig.

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Nebenbei kuratiert Melanie Grant auch für das Auktionshaus Sotheby's, für die Kunstmesse TEFAF Maastricht und für das Kunstmuseum The Serpentine Galleries. Sie hält Gastvorlesungen an Kunsthochschulen und Vorträge in Museen.

Branche hat noch Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit 

David Bouffard, Vorstandsvorsitzender des RJC, sagte über Grant: «Sie empfindet eine tiefe Liebe zu Schmuck und Uhren und verfügt über ein einzigartiges kreatives Fachwissen, das sich sowohl an die Industrie als auch an die Verbraucher richtet.» Er sei davon überzeugt, dass die neue Geschäftsführerin die Organisation erfolgreich in eine neue Ära führen werde, «während wir unsere Aufgabe der fortlaufenden Verbesserung der Integrität der internationalen Lieferkette für Schmuck und Uhren weiter erfüllen».

Melanie Grants Aufgabe ist es, das Bewusstsein von Verbrauchern, Sammlern, Designern, Marken und Fachleuten aus der Lieferkette für die dringende Notwendigkeit zu stärken, nachhaltige Geschäftspraktiken in der Uhren- und Schmuckbranche zu entwickeln. Sie soll mehr Klarheit und Kreativität in diesen Bereich der Luxusbranche bringen.

«Wir sind heute beim Thema Nachhaltigkeit da, wo wir vor 20 Jahren bei der digitalen Transformation waren. Diejenigen, die sich darauf eingelassen haben, sind nicht nur erfolgreich, sondern haben auch neue und jüngere Kunden gewonnen», so Grant. «Diejenigen, die das Thema ablehnten, wurden in vielerlei Hinsicht abgehängt. Nachhaltigkeit ist die grösste Einzelaufgabe, mit der Uhren und Schmuck heutzutage zu tun haben.» Sie wolle ihren Beitrag dazu leisten, dass alle verstünden, was sie tun könnten, um Teil der Bewegung zu sein.

1700 Mitglieder in 71 Länder decken Lieferkette ab

Die im Jahre 2005 von 14 bedeutenden Branchenverbänden gegründete RJC-Zertifizierung deckt heute – durch ihren Verhaltenskodex – mehr als die Hälfte des weltweiten Schmuckmarktes ab. Der RJC umfasst knapp 1700 Mitgliederunternehmen aus 71 Ländern, die den gesamten Prozess der Schmuckproduktion von der Mine bis zum Einzelhandel abdecken.

Die Mitglieder des RJC verpflichten sich zur Einhaltung des RJC-Verhaltenskodex – einem internationalen Standard für verantwortungsvolle Geschäftspraktiken im Handel mit Diamanten, farbigen Edelsteinen, Silber, Gold und Metallen der Platingruppe – und werden von unabhängigen Stellen daraufhin überprüft. 

Von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gab es schon mehrfach Kritik am RJC. 2018 stellte diese schwere Probleme in der Juwelier-Lieferkette fest und kritisierte, dass sich die Industrie blind auf den RJC verlasse, in dem alle Entscheidungen von Firmenvertretern gefällt würden.

Ein Folgebericht von 2020 fand zwar einige Fortschritte, bemängelte aber die Zertifizierungen des RJC immer noch als nicht sorgfältig genug und zu intransparent. 

(mth)