Neuer Ärger für Julius Bär wegen der Benko-Kredite: Die Rating-Agentur Moody’s senkt wegen des gestiegenen Risikoprofils der Bank ihre Einstufungen: Das Rating für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten und Einlagen von Julius Bär wurde von Moody’s von vorher Aa3 auf A1 gesenkt. Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit des Mutterkonzerns wurde von positiv auf negativ geändert, wie Moody’s mitteilte.
Die Ratingagentur begründet die Abstufungen mit dem höher als erwarteten Risikoappetit und der Risikokonzentration im Kreditbuch der Zürcher Vermögensverwaltungsbank.
606 Millionen Franken an Benko verliehen
Julius Bär hatte Ende November bekannt gegeben, dass das Institut Kredite von 606 Millionen Franken an ein «europäisches Konglomerat» verliehen hatte. Laut Insidern handelt es sich bei diesem Schuldner um die in Schieflage geratene Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko.
Der Fall reihe sich in verschiedenen Probleme aus der Vergangenheit ein, so Moody’s weiter. So habe die Finanzmarktaufsicht Finma im Jahr 2020 Defizite in der Corporate Governance bezüglich Erkennung und Vermeidung von Geldwäscherei festgestellt, erinnerte die Agentur.
Zwar seien die Experten und Expertinnen von Moody’s der Ansicht, dass diese Probleme inzwischen behoben wurden. Die jüngsten Wertberichtigungen wiesen aber auf neue, zuvor unvorhergesehene Risiken hin, heisst es.
«Kultur der höheren Risikotoleranz»
Moody’s warnte vor einer weiteren Verschlechterung, «wenn die Gruppe es nicht schafft, ihre Governance, Risikokultur und Risikobereitschaft wirksam zu verbessern». Die Rating-Agentur verwies auf eine «Kultur der höheren Risikotoleranz im Vergleich zu ihren engsten Private-Banking-Kollegen, die das ansonsten solide Kreditprofil der Gruppe angesichts ihres guten Kapitals und ihrer starken Liquidität schwächt.»
Bekannt ist, dass die Bär-Kredite an Benko aus drei Tranchen à rund 200 Millionen Franken bestehen. Unklar ist, wie gut diese besichert sind. Berichten zufolge seien die Kredite zum Teil mit Aktien der Signa Holding besichert, die insolvent ist. Daher erwarten Analystinnen und Analysten, dass Julius Bär weitere Abschreibungen auf die Kredite wird vornehmen müssen.
Milliarden an Börsenwert vernichtet
Im November hatte die Bank die Märkte mit der Nachricht geschockt, auf Kredite von 606 Millionen Franken an ein «europäisches Konglomerat» eine Wertberichtigung von 70 Millionen Franken vorgenommen zu haben. Seitdem hat Bär über 2 Milliarden Franken an Börsenwert verloren. Denn die Anlegerinnen und Anleger realisierten, dass Bär auch im riskanten Firmenkundengeschäft mit Grosskrediten unterwegs ist und sich nicht allein auf das Vermögensverwaltungsgeschäft mit wenig riskanten Lombard-Krediten konzentriert.
Mit Agenturmaterial