Konkret liegt der sogenannte "Gender Pension Gap" bei jährlich rund 20'000 Franken, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Swiss Life zeigt. Damit haben Frauen rund ein Drittel weniger Geld zur Verfügung als Männer. Die Geschlechterdifferenz bei den Renten von 65- bis 75-Jährigen im Betrachtungszeitraum 2019 bis 2021 ist damit fast gleich gross wie schon bei der Berechnung im Jahr 2012.

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Am grössten sei der Rentenunterschied bei den verheirateten Paaren. Ehefrauen erhalten laut der Studie im Schnitt nur halb so viel Rentengeld wie ihre Ehemänner. Doch weil Verheiratete ihr Geld meistens zusammenlegen, habe diese Tatsache keinen grossen Einfluss auf den Lebensstandard.

Ledige Frauen gleichauf mit Männern

"Ökonomisch relevant ist der Gender Pension Gap vor allem bei Nichtverheirateten bzw. Alleinstehenden", heisst es. Nichtverheiratete und alleinstehende Frauen verfügten je nach Datengrundlage 10 bis 20 Prozent weniger Alterseinkommen als Männer in dieser Kategorie. Am grössten sei die Rentendifferenz bei Verwitweten, gefolgt von den Geschiedenen.

Ledige Frauen hingegen erhalten gemäss den Angaben ähnlich viel Rente wie ledige Männer. Wie Studienautor Andreas Christen an einer virtuellen Medienkonferenz ausführte, stehen Rentnerinnen zwischen 64 und 75 Jahren, die nie geheiratet haben und 2015 oder 2019 pensioniert wurden, finanziell sogar leicht besser da ihre männlichen Pendants.

Dies sei ein Indiz dafür, dass eben vor allem die geschlechterspezifischen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit für die Unterschiede bei der Altersvorsorge sorgten, führte Christen aus. Frauen, die zum Erhebungszeitpunkt pensioniert wurden, wurden in den Fünfzigerjahren geboren und damit in einer Zeit, in der ledige Frauen traditionell auch kinderlos waren. Es sei darum davon auszugehen, dass diese Frauen eher eine "traditionell männliche Erwerbsbiografie" - also ohne Betreuungsaufgaben oder Teilzeitarbeit - hinter sich hätten.

Tiefere Einkommen und Familienarbeit schuld

Denn der "Gender Pension Gap" sei in erster Linie auf die unterschiedlichen geschlechterspezifischen Erwerbsbiografien zurückzuführen, schreiben die Autoren. Hierbei fliesst das Erwerbseinkommen ein, das sich unter anderem zusammensetzt aus der Dauer der Arbeitstätigkeit, dem Beschäftigungspensum und dem Lohn. Aber auch institutionelle Rahmenbedingungen beeinflussten den Geschlechterunterschied bei den Renten.

Grundsätzlich nähern sich die Erwerbsbiografien von Frauen und Männern laut der Studie jedoch langsam an: Frauen, die im Jahr 2000 kurz vor ihrer Pensionierung standen, arbeiteten durchschnittlich noch 50-Prozent weniger als Männer. 20 Jahre später lag der Unterschied nur noch bei 30 Prozent. Das deutet laut den Autoren darauf hin, dass sich künftig auch der Graben bei den Renten verkleinern dürfte.

Pensionärinnen trotzdem gleich zufrieden

Obwohl viele Frauen im Alter weniger Geld zur Verfügung haben als Männer, sind sie im Schnitt fast gleich häufig zufrieden mit ihrer finanziellen Situation wie die Männer. 72 Prozent der Rentnerinnen und der Rentner bezeichnen sich laut der Studie als zufrieden mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht.

"Ein möglicher Erklärungsansatz könnte sein, dass Frauen im Rentenalter mit einem geringeren Budget auskommen als Männer", heisst es in der Studie. Laut einer Befragung benötigen sie 12 Prozent weniger Geld, um über die Runden zu kommen.

Und während pensionierte Frauen zwar mehr Mittel für Lebensmittel, Gesundheit, Kleidung und Körperpflege ausgäben, benötigten die Männer mehr Geld für Fahrzeuge, Restaurant- und Hotelbesuche, Alkohol und Tabak.

Schweiz weniger gut als EU-Schnitt

Mit ihrem "Gender Pension Gap" von einem Drittel steht die Schweiz im Vergleich mit dem Ausland nicht besonders gut da. "Im EU-Durchschnitt liegt die geschlechterspezifische Differenz der Renten bei 25 Prozent", so Christen.

Einerseits sei die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern tiefer. Schweizerinnen würden im Schnitt etwa 40 Prozent weniger arbeiten als Männer

während sie etwa in Ländern wie Dänemark oder Norwegen, wo die Geschlechterdifferenz bei den Renten deutlich kleiner ist als hierzulande, nur gut 20 Prozent weniger arbeiten.

Hinzu kommt, dass der geschlechterspezifische Rentenunterschied in vielen europäischen Ländern in den letzten Jahren stärker abgenommen hat. Dies sei insbesondere in den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Österreich der Fall.