Die Sacklers hätten weder persönlich Insolvenz angemeldet noch «zugestimmt, auch nur annähernd ihr gesamtes Vermögen für die Opioid-Opfer auf den Tisch zu legen», schrieb der Oberste Richter Neil Gorsuch in der Begründung. «Dennoch streben sie an, eine breite Palette gegenwärtiger und zukünftiger Ansprüche gegen sie abweisen zu können, darunter auch solche wegen Betrugs und vorsätzlicher Körperverletzung.»
Der Familie wird vorgeworfen, das Schmerzmittel Oxycontin unter Verschleierung der Suchtgefahren mit rücksichtslosen und aggressiven Methoden vermarktet zu haben. Die mit den Regierungen verschiedener US-Bundesstaaten und Einzelklägern ausgehandelte Milliardenzahlung soll sowohl Opfern und deren Angehörigen zugutekommen als auch dem Kampf gegen die Opioid-Epidemie in den USA. Die Sacklers hätten als Teil des Deals zwar die Milliardenzahlung getätigt und Kontrolle abgegeben, wären im Gegenzug aber vor möglichen weiteren Gerichtsverfahren geschützt gewesen. Um diesen Aspekt ging es in der Entscheidung des Obersten Gerichts.
Dieses war in der Frage geteilter Meinung: Vier Richterinnen und Richter widersprachen ihren Kollegen. Das Urteil sei «verheerend» für die Opioid-Opfer und ihre Familien, hiess es in der von Richter Brett Kavanaugh verfassten abweichenden Meinung. Wie es nun mit dem Vergleich weitergeht, ist unklar.
Opioide sind zum Teil synthetisch hergestellte Arzneimittel mit unter anderem schmerzlindernden Eigenschaften. Sie bergen jedoch Abhängigkeitsrisiken und hohes Missbrauchspotenzial. In den USA hat die Opioid-Epidemie in den vergangenen Jahren laut Behörden zu Hunderttausenden Toten durch Überdosierungen geführt.