Die ohnehin grosse Rezessionsgefahr in Deutschland hat sich einer Studie zufolge nochmals verstärkt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist im Zeitraum September bis November auf 74 Prozent gestiegen, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Dienstag mitteilte. Anfang August betrug sie für die folgenden drei Monate noch 71,5 Prozent.

Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator - der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrössen bündelt - steht damit weiter auf «rot», was eine akute Rezessionsgefahr signalisiert. «Der deutschen Konjunktur fehlt es weiter an Wachstumsimpulsen», sagte IMK-Experte Peter Hohlfeld. «Aus fast allen Richtungen kommen nach wie vor Gegenwinde.»

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Konsumgestützte Erholung verzögert sich

Dass die Rezessionsgefahr nicht zurückgeht, deutet dem Institut zufolge darauf hin, dass sich die erwartete konsumgestützte Erholung verzögert und wahrscheinlich erst zum Jahresende beginnt. Zwar konnten die Lohnzuwächse im zweiten Quartal 2023 erstmals seit mehr als einem Jahr die Kaufkraftverluste durch die Inflation ausgleichen. Da der Preisauftrieb aber nur langsam nachlasse, bleibe der Reallohnzuwachs verhalten. Eine durchgreifende Erholung des privaten Verbrauchs komme daher noch nicht in Gang, so das IMK.

Gleichzeitig leide die Produktion in den energieintensiven Industrien unter anhaltend hohen Energiepreisen, sagte Hohlfeld. Die Lage im Baugewerbe dürfte sich nach der weiteren Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) und zunehmender Finanzierungskosten der Bauträger weiter verschärfen.

Die deutsche Exportwirtschaft sei zudem mit einer lahmenden Auslandsnachfrage konfrontiert, insbesondere aus China und den USA. «Unter diesen Umständen ist für die Produktion der Industrie insgesamt derzeit bestenfalls eine Stagnation absehbar», so das Institut.

Schon drei Quartale ohne Wachstum

Die Konjunkturkrise in Deutschland geht auch nach Prognose der Bundesbank in die Verlängerung. «Die Wirtschaftsleistung dürfte im dritten Quartal 2023 etwas schrumpfen», heisst es im aktuellen Monatsbericht.

Damit würde sich die wachstumslose Phase der grössten Volkswirtschaft Europas nochmals verlängern: Ende 2022 und Anfang 2023 war das Bruttoinlandsprodukt bereits jeweils geschrumpft, ehe es im Frühjahr stagnierte. Im August hatte die Bundesbank noch geschätzt, dass die Wirtschaft im Sommer weitgehend stagniert.

(reuters/gku)