Die Schweizer Nichtregierungsorganisationen (NGO) WWF, Alliance Sud, Heks und Terre des hommes stellen in Medienmitteilungen zur am Sonntag in Scharm el Scheich beginnende Weltklima-Konferenz (COP27) fest, dass der Klimawandel immer rascher voranschreite und seine zerstörerischen Folgen, insbesondere für die Menschen in den Ländern des Südens, entfalte.

Die Welt sei weit davon entfernt, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Aktuell steure man eher auf 2,4 bis 3,0 Grad zu, stellt Patrick Hofstetter, Klimaexperte bei WWF Schweiz, fest.

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Aufs Tempo drücken

Die Schweiz solle sich daher für ein schnelleres Tempo bei der Reduktion von Treibhausgas-Emissionen einsetzen. Das fordern auch Alliance Sud, Heks und Terre des hommes. Das Heks spricht von einer "möglichen letzten Chance, das Blatt noch zu wenden" und fordert angemessene Entschädigungen für die Kompensation von erlittenen Klimaschäden.

Die Reaktion der Weltgemeinschaft auf die Klimakrise darf sich dabei laut den NGOs nicht auf ökologische Massnahmen beschränken. Der ökologische Wandel müsse gerecht und sozialverträglich sein. Den höchsten Preis zahlten Menschen in ärmeren Weltregionen. Die Schweiz solle sich daher in Finanzierungsfragen für eine verstärkte Unterstützung des globalen Südens einsetzen.

Zentral sei es, die Bedürfnisse dieser Länder auf Augenhöhe zu berücksichtigen, betont Christina Aebischer, die für Helvetas an der Konferenz teilnimmt. Die Schweiz müsse daher "als konstruktive Brückenbauerin Konsenslösungen aktiv stützen".

Auch Schweizer Konzerne, die massgeblich zum Klimawandel beitragen würden, stehen laut Alliance Sud in der Pflicht. Sie sollten sich daher auch an einem Fonds für die Kompensation von klimabedingten Schäden und Verlusten beteiligen.

Entwicklungshilfe und Klimaschutz

Die Industrieländer müssen laut den Schweizer NGOs ihr Versprechen endlich einlösen und jährlich 100 Millionen US-Dollar bereitstellen, um die Folgen des Klimawandels in den am meisten betroffenen Entwicklungsländern abzumildern. Alliance Sud kritisiert die schlechte Zahlungsmoral der grossen Emittenten. Auch die Schweiz komme ihren Verpflichtungen derzeit nur unzureichend nach.

"Statt neue, zusätzliche Mittel bereitzustellen setzt die Schweiz dafür vorwiegend Gelder ein, die für die Entwicklungszusammenarbeit budgetiert waren", stellt Angela Lindt von Caritas Schweiz fest. Klimaschutz und Armutsbekämpfung würden so gegeneinander ausgespielt.

Die 27. Klimakonferenz findet vom 6. bis zum 18. November im ägyptischen Scharm el Scheich statt. Die Schweizer Delegation unter der Leitung von Franz Perrez, Chef der Abteilung Internationales des Bundesamts für Umwelt, will sich dabei laut Mitteilung "für ein ambitioniertes Arbeitsprogramm für die Zeit bis 2030 engagieren, das zu konkreten Beschlüssen der Staaten für den Klimaschutz führt".

Hochkarätige Schweizer Delegation

An der Konferenz sollen die Regeln zur Umsetzung des Pariser Übereinkommens weiter präzisiert werden. Ein wichtiges Thema wird sein, wie die Staaten ihre unter dem Pariser Übereinkommen eingereichten Klimaziele bis 2030 umsetzen können, damit sich das 1,5 Grad-Ziel einhalten lässt.

Weiter ist vorgesehen, Umsetzungsregeln für den an der COP26 beschlossenen Marktmechanismus zu verabschieden. Mit diesem Mechanismus können Länder Klimaschutzprojekte im Ausland umsetzen und sich die erzielten Emissionsverminderungen an ihr eigenes Klimaziel anrechnen lassen.

Zum Auftakt der COP27 wird Bundespräsident Ignazio Cassis am Montag die Schweiz am Treffen der Staats- und Regierungschefs vertreten. Umweltministerin Simonetta Sommaruga wird in der zweiten Konferenzwoche an den Gesprächen der Umweltministerinnen und -minister teilnehmen.