Insgesamt zogen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz 2022 71 Milliarden Franken aus ihren Tochtergesellschaften im Ausland ab. Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag mitteilte. 2021 lagen die Desinvestitionen mit 111 Milliarden Franken aber noch etwas höher.
Wie schon in den Vorjahren transferierten vor allem Firmen aus dem Dienstleistungssektor Gelder zurück. Jedoch waren es nicht wie bisher fast ausschliesslich Finanz- und Holdinggesellschaften (26 Mrd Fr.). Auch andere Dienstleistungsbranchen bauten ihre finanziellen Beteiligungen im Ausland deutlich ab.
An erster Stelle ist hier der Bereich Transporte und Kommunikation mit 29 Milliarden Franken zu nennen. Bei Banken lagen die Desinvestitionen bei 19 Milliarden Franken.
Insgesamt investierten nur wenige Branchen per Saldo im Ausland. Bei den Dienstleistungen waren es vor allem Versicherungen und der Handel, mit 6 beziehungsweise 4 Milliarden. Bei der Industrie lagen die Direktinvestitionen in der Branchengruppe Metalle und Maschinen mit 5 Milliarden Franken am höchsten.
Traditionellerweise zählt die Schweiz zu den weltweit grössten Direktinvestoren. Gründe hierfür sind unter anderem die zahlreichen Hauptsitze grosser multinationaler Konzerne und die Attraktivität der Schweiz als Standort für ausländisch beherrschte Holdinggesellschaften.
Geld fliesst vor allem aus Europa ab
Den stärksten Abfluss von Direktinvestitionen gab es von den Standorten in Europa (42 Mrd Fr.). Am deutlichsten betroffen waren insbesondere die typischen Holding-Standorte in Zypern, Grossbritannien und Luxemburg. Bedeutende Mittelrückzüge von 34 Milliarden Franken gab es aber auch aus den Offshore-Zentren Mittel- und Südamerikas.
In Asien gab es hingegen leichte Zuflüsse in Höhe von 8 Milliarden Franken. Davon profitierten vor allem Singapur und Südkorea.
Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland sank deutlich auf 1319 von 1452 Milliarden Franken. Den Löwenanteil machte dabei Beteiligungskapital aus. Ein kleiner Teil sind zudem Konzernkredite. Mit einem Anteil von fast 40 Prozent entfällt der grösste Teil auf Finanz- und Holdinggesellschaften. Unternehmen der Branchengruppe Chemie und Kunststoffe folgen mit 15 Prozent deutlich dahinter.
Ausländische Holdings ziehen Geld ab
Auch Investoren aus dem Ausland haben erneut Mittel aus der Schweiz abgezogen. Das Minus fiel mit 58 Milliarden Franken aber deutlich geringer aus als im Vorjahr, als im Saldo noch 133 Milliarden Franken abflossen.
Die Mittelrückzüge entfielen wie schon in den Vorjahren vor allem auf Finanz- und Holdinggesellschaften, die 70 Milliarden Franken abzogen. Die Unternehmen würden damit ihre seit 2018 eingeleiteten Bilanzkürzungen weiter fortsetzen, ordnet die SNB ein.
Stärker investierten dagegen ausländische Firmen in ihre Tochtergesellschaften aus den Bereichen Handel (+11 Mrd Fr.) sowie Chemie und Kunststoffe (+9 Mrd Fr.). Beim Handel seien vor allem Gewinne reinvestiert worden und in der Chemie- und Kunststoffbranche sei das Plus auf Übernahmen zurückzuführen, schreibt die SNB weiter.
Der Bestand der ausländischen Direktinvestitionen sank ebenfalls deutlich auf 1055 Milliarden Franken von 1120 Milliarden 2021.
Zahl der Beschäftigten steigt leicht
Die von der SNB befragten Schweizer Unternehmen kontrollierten nach eigenen Angaben rund 20'300 Tochtergesellschaften im Ausland. In diesen beschäftigten sie knapp 2,3 Millionen Personen, was rund 3 Prozent mehr sind als im Vorjahr. Der Umsatz dieser stieg sogar um 8 Prozent auf 887 Milliarden Franken.
Die Konzerne sind auch im Inland bedeutende Arbeitgeber. Die Zahl der Beschäftigten stieg 2022 leicht auf 538'500.