Die Energieministerin will die Umsetzung der geplanten Wasserkraftreserve vorziehen, wie sie in einem Interview mit Tamedia-Zeitungen (Samstagausgabe) ankündigte. Am Freitag hatte sich die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) mit Spitzen der Strombranche zu einer Sitzung in Bern getroffen.
Die Stärkung der Versorgungssicherheit im Winter mit einer Wasserkraftreserve ist bereits in einem Gesetz vorgesehen, das im Parlament hängig ist. "Doch ich möchte nicht auf das Parlament warten. Ich werde dem Bundesrat vorschlagen, die Massnahme vorzuziehen und per Verordnung einzuführen", sagte die SP-Bundesrätin.
"Versicherung für den Notfall"
Bei der Wasserkraftreserve müssen die Versorger eine bestimmte Menge Wasser in den Speicherseen zurückhalten und werden dafür entschädigt. "So haben wir den Strom auf sicher, falls wir ihn brauchen", erklärte Sommaruga. Sie sprach von einer "Versicherung für den Notfall".
Neben der Wasserkraftreserve will Sommaruga in einem "5-Punkte-Plan" Gaskraftwerke als zweite Sicherheit für Notfälle. Vor allem aber möchte sie die einheimischen erneuerbaren Energien ausbauen, Verfahren beschleunigen, damit grosse Wind- und Wasserkraftanlagen schneller gebaut werden können, und die Versorgungssicherheit im Winter mit zusätzlichen Stauseen stärken.
Die internationale Situation in der Stromversorgung ist nach den Worten der Energieministerin "sehr instabil". Als Gründe nannte sie Spannungen rund um die Ukraine, leere Gasspeicher und länger als geplant ausgefallene Kernkraftwerke in Frankreich. "Fällt im Ausland ein wichtiger Akteur aus, drohen Kettenreaktionen. Das könne die Versorgungssicherheit gefährden", sagte Sommaruga.
Gefahr von Konkursen
Laut der Bundesrätin besteht bei Stromkonzernen angesichts gestiegener Strompreise und höherer Absicherungen die Gefahr eines Konkurses. "Im Vordergrund steht deshalb die Frage, wie wir sicherstellen können, dass beim Konkurs eines Stromunternehmens weiter Strom produziert wird." Wenn ein Unternehmen in Konkurs gehe, müssten seine Werke weiterlaufen. Sommaruga setzte eine Taskforce ein mit Personen aus der Bundesverwaltung und der Elektrizitätskommission Elcom.
Kurz vor Weihnachten hatte der Stromkonzern Alpiq - der nach Umsatz zweitgrösste Stromversorger der Schweiz - wegen eines drohenden Liquiditätsengpasses nach extremen Preissprüngen den Bund vorsorglich um finanzielle Hilfe ersucht. Später kündigte Alpiq an, dass die Aktionäre dem Konzern eine temporäre Liquidität von 223 Millionen Franken zur Verfügung stellen würden. Zudem wurde eine weitere Erhöhung auf 300 Millionen diskutiert. Alpiq zog das Gesuch beim Bund wieder zurück.