Schwarzer Morgen an der Börse für Peter Spuhler: Die Aktie von Stadler Rail fällt am Donnerstagmorgen im frühen Handel um 16 Prozent auf 18,85 Franken.
Die Anlegerinnen und Anleger reagieren auf die Gewinnwarnung, die Stadler Rail am Donnerstagmorgen abgegeben hatte. Weder das Umsatzziel noch die angesteuerte EBIT-Marge könnten 2024 erreicht werden.
An der Börse siehts schon länger düster aus für Spuhler. Seit Jahresbeginn hat das Wertpapier von Stadler Rail über 33 Prozent eingebüsst. Das einstige Kurshoch von fast 50 Franken (Frühjahr 2020) ist mittlerweile weit entfernt.
Unwetterkatastrophen belasten
Wie der Zugbauer am Mittwochabend mitteilte, habe die Unwetterkatastrophe in Spanien von Ende Oktober auch Stadler Rail getroffen, Das Werk sei zwar unbeschädigt geblieben und gleiches gelte für die rund 3000 Mitarbeitenden. Mehrere Aussenlager von Stadler Valencia seien jedoch in Mitleidenschaft gezogen worden.
Und vor allem wurden rund 30 Zulieferer von Stadler Valencia laut der Mitteilung hart getroffen. Diese könnten die benötigten Komponenten nicht liefern und das Stadler-Werk arbeite aktuell reduziert. Zwischen 150'000 und 200'000 Produktionsstunden müssten ins Jahr 2025 verschoben werden, Fahrzeuge würden nicht wie geplant ausgeliefert.
Werk im Wallis überflutet
Einen Rückstand arbeitet auch der Zulieferer Constellium im Wallis ab, nachdem dessen Werk im Juni überflutet wurde. Der Hersteller von Aluminium-Profilen werde seinen Rückstand aber wohl erst Ende August 2025 aufgeholt haben. Und in Österreich wurde im September ein Inbetriebssetzungszentrum von Stadler überflutet.
Einzig die Probleme von Stadler Rail in Berlin gehen nicht auf ein Unwetter zurück. Das Unternehmen hatte 2019 eine grosse Ausschreibung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gewonnen.
Nach einem Rekurs von Alstom und Produktionsproblemen wegen der Covid-Pandemie kam laut der Mitteilung zuletzt noch ein Software-Problem hinzu. Die BVG hätten bisher erst 376 der 1500 Wagen bestellt, das Werk in Berlin-Pankow sei daher zu wenig ausgelastet.
Guidance wird ausgesetzt
Alles in allem dürften diese vier Ereignisse die EBIT-Marge im Jahr 2024 - nach einer ersten Bewertung - um maximal 2 Prozentpunkte schmälern, erklärte Stadler Rail. Davor hatte das Unternehmen noch mit einer Profitabilität von mehr als 5 Prozent gerechnet.
Gleichzeitig könne das bisher angestrebte Umsatzziel von 3,5 bis 3,7 Milliarden Franken in 2024 nicht mehr erreicht werden, hiess es im Communiqué weiter. Ein Teil des Umsatzes verschiebe sich ins Jahr 2025. In welchem Ausmass, könne aktuell aber noch nicht beziffert werden.
Stadler Rail setzt gleichzeitig die Guidance für die Geschäftsjahre 2025 und 2026 aus, da die Auswirkungen noch nicht abschätzbar seien. Dies werde das Unternehmen im ersten Jahresviertel 2025 nachholen, sobald das Budget 2025 überarbeitet und die Finanzplanung für die Folgejahre erstellt sei.
Stadler arbeite derzeit ein «Aufholprogramm» aus, betonte das Unternehmen. Ein ähnliches Programm habe es dem Unternehmen bereits nach der Covid-Pandemie ermöglicht, den Rückstand schnell wieder aufzuholen.
(sda/dob)