Inmitten der Sorgen um die Gasversorgung Europas könnte ein für die neue Woche geplanter Streik von Öl- und Gasarbeitern in Norwegen dessen Gasförderung deutlich verringern. Diese könne um 292.000 Barrel Öläquivalent pro Tag sinken, was 13 Prozent der Produktion entspreche, wie die Arbeitgebervereinigung Norwegian Oil and Gas Association (NOG) am Sonntag mitteilte.

Die Ölproduktion wiederum könnte um 130'000 Barrel pro Tag reduziert werden. Die zuständige Gewerkschaft hatte gedroht, ihre Mitglieder würden am Dienstag (5. Juli) einen Streik beginnen, wenn die Arbeitgeberseite nicht auf ihre Gehaltsforderungen eingehe. Zunächst soll ein Feld davon betroffen sein, doch könnte der Streik auf drei weitere ausgedehnt werden.

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Die Mitglieder der Gewerkschaft Lederne, die rund 15 Prozent der Offshore-Erdölarbeiter des Landes vertreten, hatten am Donnerstag einen von Unternehmen und Gewerkschaftsführern ausgehandelten Tarifvertrag abgelehnt. Seitdem haben Gespräche zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft stattgefunden, sagte ein NOG-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. «Es hat Gespräche gegeben, aber wir sehen keine Lösung», sagte ein Sprecher der NOG. Die anderen norwegischen Öl- und Gasarbeitergewerkschaften haben den Tarifvertrag akzeptiert und wollen nicht streiken.

EU ist auf norwegisches Gas angewiesen

Für die EU-Staaten kommt das zur Unzeit, sind sie doch wegen ausbleibender russischer Lieferungen auf mehr Gas aus Norwegen angewiesen. Beide Seiten wollten die Zusammenarbeit intensivieren, um kurz- und langfristig zusätzliche Gaslieferungen aus Norwegen zu gewährleisten, teilten die EU und Westeuropas grösster Gasproduzent Ende Juni mit.

Russland hat etwa die Lieferungen unter anderem an Polen und die Niederlande eingestellt, weil sie die von Russland eingeführten neuen Bezahlmodalitäten ablehnten. Aufgrund der Lieferkürzungen hat Norwegen seine Gasproduktion bereits hochgefahren und erklärt, seinen Absatz dieses Jahr um acht Prozent zu steigern. Das Plus entspricht etwa 100 Terawattstunden, die wiederum jetzt in der Erklärung von Norwegen und der EU als angepeilte Zusatzlieferung genannt werden.

Die EU importiert bisher rund 20 Prozent seines Gases aus Norwegen. Aus Russland kamen vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar rund 40 Prozent.

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(reuters/gku)