Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel wird im Herbst nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren. Der 57-Jährige will sich nach acht Jahren im Nationalrat künftig ganz der "Weltwoche" widmen.
Er werde seine Tätigkeit als Nationalrat bis noch zu den Wahlen im Herbst weiterführen und wolle dann Platz für neue Kräfte aus dem Kanton Zürich machen, schrieb Köppel am Freitag in einer Medienmitteilung.
Die «Weltwoche» habe sich in den vergangenen Jahren erfreulich entwickelt. Er wolle künftig seine volle Aufmerksamkeit der Weiterentwicklung des Unternehmens widmen, hiess es. Köppel übernahm die Wochenzeitschrift im Jahr 2006.
Pointierter Redner und «Absenzenkönig»
Im Bundeshaus ist der «Weltwoche»-Chefredaktor und -Verleger seit seiner Wahl 2015 vor allem mit zwei Dingen aufgefallen: mit seinen scharfzüngigen Voten und auffällig vielen Absenzen. Der vom «Blick» mehrfach zum «Absenzenkönig» gekrönte Nationalrat rechtfertigte diese unter anderem mit seinem hohen beruflichen Engagement.
Viel Aufwand betrieb er bei den Wahlen 2019 auch für seine Ständeratskandidatur. Er besuchte alle 162 Gemeinden im Kanton Zürich. Im ersten Wahlgang landete er trotzdem hinter Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) auf dem dritten Platz. Zum zweiten Wahlgang trat Köppel nicht mehr an. Als Nationalrat hingegen wurde er sowohl 2015 als auch 2019 jeweils mit rekordhoher Stimmenzahl gewählt.
Köppel teilte nicht nur gegen Politikerinnen und Politiker anderer Parteien aus, er las auch Parteikollegen die Leviten, wenn er es für nötig hielt. Zuletzt etwa traf es Altnationalrat Toni Brunner, als dieser im vergangenen Jahr vor der Ersatzwahl für Bundesrat Ueli Maurer (SVP) vorschlug, es soll eine Frau mit auf das SVP-Bundesratsticket. Auch der später gewählte Albert Rösti war dem «Weltwoche»-Chef zunächst nicht genehm.
Gern gesehener Talkgast im deutschen TV
Seine direkte Art verhalf Köppel, der von 2004 bis 2006 als Chefredaktor die deutsche Tageszeitung «Die Welt» leitete, auch zu zahlreichen Auftritten in deutschen TV-Talksendungen. In der Rolle eines «enfant terrible» verteidigte er dort nicht nur die Haltung der Schweiz in jeweils umstrittenen Fragen, sondern erklärte seinen meist deutschen Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen auch gerne ausführlich, was bei ihnen alles schiefläuft.
Die SVP des Kantons Zürich nahm Köppels Rückzug aus dem Nationalrat «mit Bedauern» zur Kenntnis und dankte ihm für sein grosses politisches Engagement, wie die Partei am Freitag mitteilte. Die Zürcher SVP sei überzeugt, dass der «liberale Freidenker» der Politik und der Partei auch ohne Nationalratsmandat erhalten bleiben werde.
(sda/gku)